Rekonstruktion des Adlerhais
Vullo et al, Science 2021
Vullo et al, Science 2021
Paläontologie

93 Millionen Jahre alter „Adlerhai“ entdeckt

Er war mehr breit als lang und glitt ähnlich wie ein Rochen durch den Ozean der Kreidezeit. Doch das Aussehen des nun entdeckten, 93 Millionen Jahre alten „Adlerhais“ ist nicht nur an sich spannend. Die Evolutionsgeschichte könnte ein Stück weit neu geschrieben werden.

Das 1,7 Meter lange Tier habe Brustflossen mit einer Spannweite von 1,9 Metern gehabt, berichten Paläontologinnen und Paläontologen. Sie vergleichen das in der Wissenschaftszeitschrift „Science“ vorgestellte Tier mit Mantarochen. Eberhard Frey vom Naturkundemuseum Karlsruhe stellte aber klar, dass der „Adlerhai“ mit dem lateinischen Namen Aquilolamna milarcae wohl wie andere Haie auch mit Schlägen seiner gegabelten Schwanzflosse schwimmen konnte – anders als Mantarochen.

Planktonfresser aus Mexiko

Die Forscherinnen und Forscher hatten das Fossil aus der Kreidezeit den Angaben nach in einem Plattenkalkbruch nahe der nordostmexikanischen Kleinstadt Vallecillo gefunden. Weil der Adlerhai ein breites, vermutlich mit winzigen Zähnchen bestücktes Maul am Ende eines stumpfen Kopfes hatte, gehen die Experten davon aus, dass es sich um einem Planktonfresser handelte – ähnlich wie heutige Walhaie oder eben auch Mantarochen.

Fossil des Adlerhais
Vullo et al, Science 2021
Fossil des Adlerhais

Das Exemplar gibt den Wissenschaftlern zufolge einen neuen Einblick in die Evolutionsgeschichte der Haie. Sie bezeichnen den bei Haien bisher unbekannten Körperbau als „unerwartetes evolutionäres Experiment mit dem Unterwasserflug“. Die Kombination aus flügelartigen Brustflossen und Nahrungsfilterung habe man bisher nur von Mantarochen und Verwandten gekannt – die aber erst 30 Millionen Jahre später auftauchten. Der Unterwasserflug sei im Laufe der Evolution offenbar zweimal und auf unterschiedliche Weise entstanden.