Ameisen unter dem Mikroskop
APA/dpa/Andreas Arnold
APA/dpa/Andreas Arnold
Naturschutz

Boom mit Ameisen als Haustiere bedroht Artenvielfalt

Der internationale Handel mit Ameisen als Haustiere boomt seit Jahren – und könnte nach einer Schweizer Studie vielerorts die Artenvielfalt bedrohen. Denn im weltweiten Tierhandel seien diejenigen Arten überrepräsentiert und kommerziell erfolgreich, die sich leicht in gebietsfremden Regionen ausbreiten.

„Unsere Analyse zeigt einen aufkommenden und schnell wachsenden Invasionspfad für Ameisen. (…) Wir gehen davon aus, dass der Haustierhandel mit Ameisen in Zukunft zur Ausbreitung invasiver Arten beiträgt“, schreiben Cleo Bertelsmeier und Jérôme Gippet vom Institut für Ökologie und Evolution in Lausanne in der Fachzeitschrift "PNAS“.

Invasive Arten im Handel stark verbreitet

Das Problem mit dem Tierhandel gehe aber über Ameisen hinaus: Auch bei Säugetieren, Vögeln, Reptilien, Amphibien und Fischen seien invasive Arten deutlich überrepräsentiert – ihr Anteil sei gut 7,4 größer als im Gesamtpool der Arten. Invasive Ameisenarten seien 6,6 Mal häufiger im Tierhandel vertreten als der natürlichen Verteilung entsprechen würde. „Unsere Ergebnisse unterstreichen, wie dringend es nötig ist, den weltweiten Handel mit lebenden – auch wirbellosen – Tieren international zu regulieren“, schreiben die Forscher. Die geltenden Regeln seien unzureichend.

Invasive Arten sind solche, die sich durch den Einfluss des Menschen in Regionen ausbreiten, in denen sie vorher nicht heimisch waren, sei es in Gepäck und Ware etwa an Bord von Schiffen oder durch den Tierhandel. Sie hätten oft unerwünschte Auswirkungen auf andere Arten, Lebensgemeinschaften oder Biotope, weil sie einheimischen Arten Konkurrenz um Lebensraum und Ressourcen machen und diese auch verdrängen können.

Keine Handelsbeschränkung

General breiten sich Arten mit ohnehin großen Verbreitungsgebieten und wenig speziellen Ansprüchen an ihre Umgebung öfter auch dort aus, wo sie eigentlich nicht heimisch sind, wie es in der Lausanner Studie heißt. Dass sie im Tierhandel überdurchschnittlich vertreten sind, könne zum einen daran liegen, dass die Händler diese Arten, weil sie weit verbreitet sind, einfacher besorgen können. Zum anderen seien sie womöglich auch attraktiver für Käufer und Käuferinnen, weil sie pflegeleichter seien als Arten mit speziellen Bedürfnissen.

Für Tierhändler seien Ameisen ein einfaches Geschäft, weil sich eine Königin mit einer kleinen Schar Tiere problemlos per Post verschicken lasse, heißt es in der Studie. Es gebe keine Beschränkungen für den Handel mit Ameisen, obwohl hinreichend bekannt sei, wie stark sie das Ökosystem in einer neuen Umgebung bedrohen können.