Dem Gen auf die Spur gekommen sind die Forscherinnen und Forscher durch eine spezielle Züchtung des Hauskaninchens, bekannt als Sauteur-d’Alfort-Kaninchen. Auffällig an diesen Tieren ist, dass sie nicht wie ihre Artgenossen durch die Gegend hüpfen, sondern sich auf den Vorderbeinen fortbewegen. Also quasi im Handstand gehend (siehe Video).
Das ist einerseits turnerisch hohes Niveau und eigentlich zirkusreif, andererseits nicht gerade die ökonomischste Art, sich fortzubewegen. Warum tun die Tiere es trotzdem? Weil sie mit ihrem Nervensystem offenbar nicht zum Hoppeln fähig sind.
Fehlende Rezeptoren im Nervensystem
Die molekularen Ursachen dieser Bewegungsstörung haben die Wissenschaftler um Miguel Carneiro von der Universität Porto und Leif Andersson von der Universität Uppsala nun im Experiment geklärt. Verantwortlich ist eine Mutation im RORB-Gen. Dabei handelt es sich um einen Rezeptor, der vor allem im Hirn und in den peripheren Nerven gebildet wird. So auch bei den Sauteur-Kaninchen, nur haben sie davon deutlich weniger Rezeptoren in den Rückenmarksnerven als ihre Artgenossen mit intaktem RORB. Dieses Defizit, schreiben Carneiro und Andersson im Fachblatt „Plos Genetics“, ist schuld daran, dass sich die Kaninchen auf so seltsame Art fortbewegen.
Bei Arten mit ähnlichem Bewegungsmuster – zum Beispiel Kängurus oder Springmäuse – könnte RORB eine ähnliche Funktion für die Koordination spielen, vermutlich gilt das sogar für alle Säugtiere, egal ob hoppelnd, springend oder laufend. Frühere Experimente zeigen: Wenn Mäusen das RORB-Gen im Erbgut fehlt, stellen sich auch in ihren Bewegungsablauf sichtbare Mängel ein. Sie beginnen dann zu watscheln wie Enten.