In der Phosp-Covid-Studie untersuchen britische Forscherinnen und Forscher den Zustand von knapp 1.100 Patientinnen und Patienten, die zwischen März und November 2020 wegen Covid-19 ins Krankenhaus mussten. Nur 30 Prozent von ihnen waren fünf Monate danach wieder „voll am Damm“, alle anderen zeigten Symptome. Die häufigsten waren dabei: Muskelschmerzen, Müdigkeit, körperliche Trägheit, Schlafprobleme, Gelenks- und Gliederschmerzen, Atemlosigkeit, allgemeine Schmerzen, Beeinträchtigung des Kurzzeitgedächtnisses und verlangsamte Denkfähigkeit.
Ein Viertel zeige zudem Angst- und Depressionssymptome, zwölf Prozent Symptome einer posttraumatischen Belastungsstörung, wie die Forscherinnen und Forscher in einer noch nicht begutachteten Studie schreiben. Obwohl der Anteil der Männer und Menschen mit Migrationshintergrund bei Covid-19 bekanntermaßen überdurchschnittlich ist, verhält es sich bei den Long-Covid-Patienten anders: „Der Hauptanteil sind laut unserer Studie weiße Frauen im Alter zwischen 40 und 60 Jahren und mindestens zwei langjährigen Vorerkrankungen wie Asthma und Diabetes“, sagt Studienleiter Chris Brightling von der Universität Leicester.
Deutlich mehr Symptome
Zu ähnlichen Resultaten kommt eine Studie der Universität Glasgow, die 327 Erwachsene untersuchte, die im Vorjahr wegen Covid-19 im Spital waren. Hier zeigte sich, dass Frauen unter 50 das höchste Risiko für Long-Covid-Symptome haben, und zwar auch ohne Vorerkrankungen. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich nach drei Monaten komplett erholten, war fünf Mal geringer als im Schnitt. Im Vergleich zu Männern wiesen sie deutlich mehr Symptome und Beeinträchtigungen auf, etwa Gedächtnisverluste.
Insgesamt gaben 55 Prozent der Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer an, nach drei Monaten nicht vollständig erholt zu sein. Die häufigsten Symptome in der ebenfalls noch nicht begutachteten Studie waren anhaltende Müdigkeit, Atemlosigkeit und Muskelschmerzen. „Betroffen waren auch junge, bis dahin gesunde Erwachsene, am stärksten jüngere Frauen“, so Studienleiterin Janet Scott von der Universität Glasgow. Sie hofft, dass die Ergebnisse in die Entscheidungen der Politik, etwa die Impfstrategie, einfließen.