Junges Paar mit Masken auf einer Parkbank
AFP/YURI KADOBNOV
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Paare in der Pandemie: Zufriedener als gedacht

Der psychische Zustand vieler Menschen hat sich seit Beginn der Coronavirus-Pandemie verschlechtert. Auf Paare wirkte sie sich laut Innsbruck Forscherinnen und Forschern aber weniger aus als gedacht. Eine steigende Unzufriedenheit konnten sie nicht feststellen.

„Erstaunlicherweise konnten wir in unserer umfassenden Studie nicht bestätigen, dass es während der Pandemie zu vermehrten Konflikten oder Trennungen gekommen ist“, erklärte Studienleiter Marcel Zentner, Professor am Institut für Psychologie der Uni Innsbruck. Es habe sich sogar das Gegenteil gezeigt: Vor allem jene, die bereits vorher in ihrer Beziehung zufrieden waren, waren es zumeist auch nach Ausbruch der Pandemie.

Schwieriger für nicht Zusammenlebende und Depressive

Allerdings konnten die Forscherinnen und Forscher beobachten, dass sich Beziehungszufriedenheit und sexuelle Zufriedenheit vor allem bei nicht zusammenlebenden Paaren anfangs veränderte. „Besonders zu Beginn der Pandemie gab es bei nicht zusammenlebenden Personen einen Einbruch der Beziehungszufriedenheit, insbesondere bei der sexuellen Zufriedenheit. Es scheint aber so, als hätten sich die Paare im November wieder etwas erholt und ihr Zufriedenheits-Level von vor der Pandemie erreicht“, sagte Julia Vigl, Mitverantwortliche der Studie. Vor allem Menschen mit einem sicheren Beziehungsstil – also mit wenig Angst davor, verlassen oder betrogen zu werden – seien während Corona zufriedener gewesen.

„Positiv beeinflusst hat Paare auch, wenn sie mit der Privatsphäre in der eigenen Wohnung oder den Möglichkeiten, sich auch außerhalb aufzuhalten, zufrieden waren“, fasst Vigl zusammen. Dementsprechend schwieriger war die Situation für Beziehungen mit häufigen Auseinandersetzungen oder für Menschen mit psychischen Auffälligkeiten, wie Depression oder Angstzuständen.

Positiver Effekt gemeinsamer Aktivitäten

Viele Paare haben in der Pandemie aber auch noch intensiver zueinandergefunden. „Insbesondere emotionale Nähe, Lachen und Humor sowie eine gute Gesprächsqualität haben dazu beigetragen, dass die Beziehung während der Pandemie besser wurde. Zusammenlebende Personen haben häufiger vom positiven Effekt gemeinsamer Aktivitäten, nicht-zusammenlebende von der Bedeutung emotionaler Nähe berichtet“, so die Wissenschaftlerin. Weltweit haben Paare, egal ob sie zusammenleben oder nicht, große Herausforderungen gemeistert.

In der Studie wollten die Wissenschaftler erfassen, welche Rolle pandemiebezogene Einflüsse, Aspekte der Beziehung selbst sowie Persönlichkeitsaspekte der Teilnehmenden spielen. Dafür analysierten sie in einer Längsschnittstudie an insgesamt vier Messzeitpunkten die Beziehungszufriedenheit von Paaren während der Pandemie.

Bereits beim ersten Messzeitpunkt, kurz nach Ausbruch, nahmen über 3.000 Personen aus über 60 Ländern an der Studie teil. Die weiteren beiden Erhebungen fanden individuell nach jeweils zehn Tagen statt. Im November 2020 wurden die Teilnehmer schließlich zum vierten Mal befragt.