Virologe Bergthaler warnt vor E484K-Variante in Tirol

Der Virologe Andreas Bergthaler warnt vor der Coronavirus-Variante B.1.1.7 mit E484K-Zusatz, die in Tirol gefunden wurde. Es gebe Hinweise, dass bestehende Impfungen nicht so gut gegen die Variante schützen könnten.

Ab Mittwoch gilt für ganz Nordtirol und den Bezirk Kufstein wegen des Auftretens der britischen Virusmutation mit dem E484K-Zusatz eine eigene Ausreisetestpflicht. Noch ist nicht bekannt, warum nach der Südafrika-Mutation diese Version nun ebenfalls in Tirol gehäuft auftritt, schrieb Virologe Andreas Bergthaler am Sonntag auf seinem Twitter-Account.

Das Auftreten zeige auch, warum Infektionszahlen massiv reduziert gehören – und das die „Osterruhe“ nicht hierfür reichen werde. Viele Neuinfektionen würden ebenso viele Mutationen bedeuten, ob die Mutation B.1.1.7 mit E484K durch einen Viruseintrag von außen nach Tirol kam, oder ob die Mutation dort neu entstand, müsse noch durch Ganzgenomsequenzierungen am Forschungszentrum für Molekulare Medizin (CeMM) der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) geklärt werden. Jedoch, schrieb der dort tätige Wissenschaftler, sind über 100 Fälle mit der modifizierten UK-Variante in dem Bundesland aber bestätigt.

Mehrfach entstanden

Erstmals festgestellt wurde die Variation aus B.1.1.7 und E484K Ende Jänner in Großbritannien, aber sie entstand unabhängig davon auch im US-Bundesstaat Oregon. International gab bis Samstag 108 solcher Genome in der internationalen Datenbank, hieß es in der Twitter-Mitteilung.

Ernstnehmen müsste man die E484K-Variante, da sie eventuell die Wirkung von Impfstoffen reduzieren könnte. Was die Kombination mit der ursprünglichen Variante B.1.1.7 bedeutet, die infektiöser ist und zu schweren Krankheitsverläufen führt, zeigt laut Bergthaler eine Publikation in „Nature“ zur Immunisierung nach einer Biontech-Impfung, in der die Vermutung erhärtet werde, dass bestehende Impfungen nicht so gut gegen die E484K-Variante schützen könnten. Die Ausreisetestpflicht sei neben weiteren Maßnahmen und mehr Tests notwendig, um die weitere Verbreitung von B.1.1.7+E484K möglichst zu verhindern.

Verminderte Immunreaktion

Die Veränderung E484K im Erbgut des Virus ist von der südafrikanischen und der brasilianischen Variante bekannt und wird mit einer verminderten Immunreaktion bei Menschen in Verbindung gebracht, die bereits eine Coronavirus-Infektion durchgemacht haben oder geimpft wurden. Die Variante, die in Südafrika erstmals nachgewiesen worden ist, konnte in Tirol mit lokalen Maßnahmen wie Ausreisetestpflichten und Contact Tracing zumindest wieder eingedämmt werden.