Abgeholzter Regenwald: Palmölplantage in Indonesien
CHAIDEER MAHYUDDIN/AFP
CHAIDEER MAHYUDDIN/AFP
Nachhaltigkeit

Konsum zerstört Wälder

Die massenhafte Produktion von Kakao, Kaffee, Soja, Fleisch, Palmöl und zu Holz lässt vor allem tropische Wälder schrumpfen. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie. Konsumiert werden die Produkte woanders.

Im Durchschnitt sorgt jeder Einwohner, jede Einwohnerin eines G-7 -Landes wie Deutschland, Kanada und Japan mit seinem Konsum dafür, dass es jährlich vier Bäume weniger gibt. In Fläche ausgedrückt sind das durchschnittlich 58 Quadratmeter pro Einwohner. Rund die Hälfte der Bäume stammt aus tropischen Wäldern. Entweder wird das Holz direkt gebraucht oder der Boden für Lebensmittel und andere Produkte.

Zu diesem Ergebnis kommen Forscher aus Japan, nachdem sie weltweite Handelsströme sowie Aufzeichnungen über den Waldverlust in den Jahren 2000 bis 2015 miteinander kombiniert haben.

„Im Großen bestätigt das, was man schon weiß: Die Landwirtschaft treibt die Entwaldung wesentlich voran. Und: Viele Produkte, die auf diesen entwaldeten Flächen produziert werden, werden in anderen Ländern konsumiert als in denen, wo die Entwaldung tatsächlich passiert“, erklärt der österreichische Nachhaltigkeitsforscher Thomas Kastner vom Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum in Deutschland. Er hat sich die Studie aus Japan für science.orf.at angesehen.

Entwaldungsfußabdruck

Je nach Land und Konsum unterschiedet sich der Entwaldungs-Fußabdruck: Während in Deutschland die Nachfrage nach Kakao Wälder in Ghana und der Elfenbeinküste bedroht, setzt der Holzimport Chinas, Japans und Südkoreas den Baumbestand im Norden Vietnams zu. Der Bedarf an Gummi in den USA gefährdet wiederum Wälder in Liberia, Soja und Fleisch werden aus Brasiliens Amazonas-Regenwald importiert. Bäume an der Küste Tansanias müssen für Japans Sesam und Baumwoll-Produktion weichen.

Feuer in brasilianischem Regenwald
AFP – CARL DE SOUZ
Feuer im Amazonas-Gebiet

Österreich wurde in der Analyse zwar nicht berücksichtigt. Bisherige Untersuchungen von Thomas Kastner zeigen aber, dass auch hier Produkte wie z.B. Sojafutter für Tiere aus tropischen Wäldern stammen. „Für den österreichischen Konsum sind da vor allem auch Flächen in Südamerika und Palmölflächen in Südostasien die dominierenden Faktoren, wo Entwaldung stattfindet.“

Dass Österreich und andere kleine Länder nicht in der Studie berücksichtigt werden, sind für Kastner eine der Kritikpunkte dieser Studie. „Die Studie gibt einen guten Überblick über globale Muster. Der Entwaldungsfußabdruck kleinerer Länder wird damit aber nicht abgebildet.“ Das mache das Modell grober und weniger genau.

Artenvielfalt bedroht

Das große Problem zeigt die Studie aber sehr deutlich: Viele Hotspots für weltweit gehandelte Rohstoffe wie Kaffee, Soja und Baumwolle sind auch Hotspots für Artenvielfalt. Schätzungen zufolge beherbergen tropische Wälder 50 bis 90 Prozent aller Tiere und Pflanzen weltweit. Zudem speichern sie erhebliche Mengen CO2, das freigesetzt wird, wenn die Bäume gefällt werden.

„Ich glaube, die Konsequenz davon ist, dass man genauer hinschauen müsste, ob es jetzt notwendig ist, dass Produkte von dort importiert werden, die vielleicht auch lokaler mit niedrigeren Umweltauswirkungen produziert werden könnten oder wo der Konsum vielleicht gar nicht unbedingt nötig ist.“ Als Beispiel nennt Kastner Tierfutter, das in Europa produziert werden kann. Auch wenn weniger Fleisch gegessen wird, könnte das Wälder wie den Amazonas Regenwald entlasten, in dem Wälder zu Weideflächen umfunktioniert werden.

Nur globale Lösungen helfen

Um das Problem in den Griff zu bekommen, braucht es aber weltweite Lösungsansätze, so Kastner. „So wird es nicht ausreichen, mit hochauflösenden Satellitendaten festzustellen, dass der Kaffee in unseren Tassen auf ‚entwaldungsfreien‘ Flächen angebaut wurde, wenn einige Kilometer weiter ‚nicht entwaldungsfreier‘ Kaffee angebaut wird und es dafür noch Nachfrage am Weltmarkt gibt“, schreibt der Nachhaltigkeitsforscher in einer Stellungnahme gegenüber dem Science Media Center Deutschland.