Halsbandsittich auf Kirschbaum
Anna Turbelin
Anna Turbelin
Berechnung

Invasive Arten kosten Milliarden

Eingewanderte Mücken, Ratten und Katzen verursachen besonders viele Kosten. Das geht aus einer Studie hervor, für die ein internationales Team berechnet hat, was invasive Arten die Gesellschaften der Welt: Seit 1970 war es mehr als eine Billion Euro. Jedes Jahr sind es viele Milliarden.

Globale Handelsbeziehungen, Tourismus und Klimaerwärmung haben in den vergangenen Jahrzehnten dazu geführt, dass zunehmend Tiere und Pflanzen in neue Gebiete einwandern oder eingeschleppt werden. Manche verdrängen einheimische Arten. Sie sind nicht nur eine Gefahr für den Naturschutz, die Ökosysteme und die Artenvielfalt, schreiben die Forscherinnen und Forscher um Christophe Diagne von der Universität Paris-Saclay in ihrer soeben im Fachmagazin „Nature“ erschienenen Studie.

Die teuersten zehn invasiven Arten (Grafik)
Nature
Diese zehn invasiven kosten die Gesellschaften am meisten, die Top Drei sind Mücken, Ratten und Katzen

Der Schaden, den die Bioinvasoren anrichten, sei viel weitreichender. Dazu zählen etwa Ernteausfälle bzw. -einbußen, beschädigte Infrastruktur oder gesundheitliche Folgen, wie sie z.B. durch übertragbare Krankheiten entstehen. Das koste auch den Steuerzahlern sehr viel Geld. Die zusätzlichen Kosten, die dadurch in der Landwirtschaft, im Tourismus oder im Gesundheitssektor entstehen, wurden bisher unterschätzt, erklären die Autoren. Auf Basis von über 850 Einzelstudien aus der ganzen Welt für den Zeitraum zwischen 1970 und 2017 haben sie sich nun an eine vorsichtige Schätzung gewagt.

Unterschätzte Kosten

Die Gesamtsumme beträgt demnach mindestens 1,288 Billionen US-Dollar (ca. 1,1 Billionen Euro), das ergibt einen jährlichen Schnitt von 26,8 Milliarden US-Dollar (ca. 22,8 Milliarden Euro). Wobei sich die Kosten laufend erhöht haben, so die Forscher. Innerhalb von zehn Jahren haben sie sich verdreifacht, im Jahr 2017 waren es daher mehr als 162,7 Milliarden US-Dollar (ca. 138 Milliarden Euro). Und dieser Trend dürfte sich fortsetzen. Die wirtschaftlichen Kosten von neuen Seuchen wie Covid-19, seien bei den Berechnungen noch gar nicht berücksichtigt, wie Diagne und Co. in einer Aussendung anmerken.

„Die globalen Kosten der invasiven Arten sind so gewaltig, dass wir Monaten verbracht haben, um unsere Berechnungen zu überprüfen“, betont Diagne. Letztlich stellte sich heraus, dass die Zahlen vielleicht sogar noch höher sind. Der Trend lasse sich durch eine Kombination von Faktoren erklären: Verantwortlich sei vor allem die andauernde Intensivierung des globalen Handels und die immer noch zunehmende Landnahme von unberührter Natur. Die Autoren fordern globale Abkommen, um die Konsequenzen der Bioinvasion – auch in wirtschaftlicher Hinsicht – zu reduzieren.