Ein qualmender Auspuff an einem PKW
A3462 Marcus Führer
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Lockdown

Verkehr hauptverantwortlich für Stickoxide

Durch die Verkehrseinschränkungen während des ersten Lockdowns ist die Luftqualität deutlich besser geworden. Das zeigen Messungen der Universität Innsbruck. Sie belegen auch, dass der Verkehr als Quelle der Stickoxidbelastung in Städten bisher deutlich unterschätzt wurde.

Vierzig Meter über der Stadt, am Dach des Bruno-Sander-Hauses der Universität Innsbruck, befindet sich das urbane Observatorium des Atmosphärenforschers Thomas Karl. Mit Blick über die Dächer Innsbrucks werden hier Luftschadstoffe detailliert dokumentiert und analysiert. „Wir schauen uns nicht nur die Schadstoffbelastung selbst an, also die Konzentration in der Luft, sondern wie viel pro Zeit emittiert wird und wie stark bestimmte Quellen rückläufig sind oder nicht.“

Verkehr als Hauptschadstoffquelle

Möglich macht das das sogenannte Eddy Covariance Verfahren, erklärt der Physiker. Dabei wird gemessen, wie viele Schadstoffmoleküle aufsteigen und wie viele absteigen. Die Differenz ergibt, sehr vereinfacht dargestellt, den atmosphärischen Fluss. Eine klassische Verwendung für dieses Verfahren ist die Berechnung, wie viel Kohlenstoff in der Biosphäre verbleibt und wie viel in die Atmosphäre entweicht. Thomas Karl und sein Team wenden das Verfahren auf Schadstoffe im urbanen Raum an und können damit deren Quellen ermitteln.

Und da zeigte sich im Lockdown Erstaunliches: Die Stickoxid-Emissionen gingen im Verhältnis zu den Kohlendioxid-Emissionen viel stärker zurück. „Wir können daher abschätzen, dass 90 Prozent der Schadstoffe aus dem Verkehr kommen und nur zehn Prozent der Stickoxidemissionen aus dem Hausbrand, in der Periode wo der Lockdown war.“ Der Anteil der Stickoxid-Emissionen, der aus dem Straßenverkehr stammt, ist also noch höher als gedacht, so die Erkenntnis, die die Wissenschaftler auch in der Fachzeitschrift “Atmospheric Chemistry and Physics“ veröffentlicht haben.

Emissionsmodelle müssen korrigiert werden

Es gebe starke Bestrebungen, Emissionsmodelle immer weiter zu verbessern, sagt Thomas Karl. Und gerade was den Verkehr als Emittenten betrifft, habe sich das Verständnis in den letzten Jahren auch stark verbessert. Es sei aber schwierig, Emissionsmessungen aus dem Labor korrekt auf eine Stadt „hochzurechnen“. Deshalb war der Lockdown vergangenen März für die Messungen so wichtig. Die Stadt wurde zu einem Reallabor für eine Welt mit weniger Verkehr und besserer Luft.