Der Fossiliensammler und Hobbypaläontologe Gerhard Wanzenböck aus Bad Vöslau (NÖ) hatte 2012 in Retznei in der Südweststeiermark in einem für seine Fossilienfunde bekannten Steinbruch Knochen einer jungen Seekuh entdeckt. Das Tier lebte vor rund 14,5 Millionen Jahren in einem tropischen Meer, das zu dieser Zeit weite Teile Österreichs bedeckte.
Die Seekuhknochen stammen alle von einem jungen Tier der ausgestorbenen Art „Metaxytherium medium“. Moderne Verwandte dieser Seekühe leben heute im Indischen Ozean.

Paläontologen des Universalmuseums Joanneum in Graz bargen die Überreste des Tieres und Präparator Norbert Winkler konnte das Skelett unbeschädigt aus dem Gestein freilegen. Ein Team des Naturhistorischen Museums Wien (NHM) unter der Leitung von Iris Feichtinger und Ursula Göhlich hat die Fossilien analysiert und dabei die Geschichte der Haiattacke rekonstruieren. Sie berichten darüber nun im Fachjournal „Historical Biology“.
Soll in Graz ausgestellt werden
Die Forscherinnen und Forscher fanden neben den Knochen sieben Zähne eines Tigerhais der Art „Galeocerdo aduncus“. Zudem wurden auf den Knochen Bissspuren entdeckt, die zur unverwechselbaren Zahnform dieser bis zu fünf Meter langen Haie passen. Zum Nachweis reproduzierten die Wissenschaftler experimentell Bissspuren in Ton und das erhaltene Muster stimmte exakt mit jenen auf einem Rippenfragment der fossilen Seekuh überein.
Wie die Forscherinnen und Forscher am Dienstag in einer Aussendung des NHM schreiben, handelt es sich dabei „weltweit um den ältesten fossilen Beleg einer derartigen Räuber-Beute-Beziehung“. Im nächsten Jahr soll das fossile Skelett der Seekuh im Rahmen einer Sonderausstellung im Universalmuseum Joanneum in Graz präsentiert werden.