Asthmaspray „bedeutender Fortschritt“

Ein bekannter Asthmaspray lindert schwere Verläufe von Covid-19: Diese Studienergebnisse aus Großbritannien machen Hoffnung, und der Wirkstoff wird auch in Österreich bereits in Spitälern verwendet. Die Ärztekammer hält das Asthmamedikament für einen „bedeutenden Fortschritt“ in der Covid-19-Behandlung.

Am Wochenende hatte ein Team um Mona Bafadhel von der Universität Oxford in der Fachzeitschrift “The Lancet“von den vielversprechenden Resultaten mit dem Asthmaspray (Wirkstoff Budesonid) berichtet. Knapp 150 Covid-Patientinnen und -Patienten nahmen an der Studie teil – die eine Hälfte erhielt den Asthmaspray in einem frühen Krankheitsstadium, die andere Gruppe erhielt die Standardtherapie. Die Gabe von Budesonid senkte das Risiko eines stationären Spitalsaufenthalts deutlich ab.

In Einzelfällen in Österreich im Einsatz

Das Asthmamedikament komme bei Covid-19 auch in Österreich bereits zum Einsatz, sagt die Lungenfachärztin Judith Löffler-Ragg von der Medizinischen Universität Innsbruck, allerdings erst bei starken Beschwerden wie krampfartigem Husten. „In Einzelfällen ist es bereits im klinischen Einsatz. Und zwar ist das ein inhalatives Cortison, das antientzündlich wirkt“, so Löffler-Ragg im Ö1 Mittagsjournal.

In der Oxford-Studie wurde Budesonid wesentlich früher, als Post-Expositions-Prophylaxe verabreicht, ergänzt Bernd Lamprecht, Vorstand der Klinik für Lungenheilkunde am Kepler Klinikum Linz. „Das heißt, jemand wird positiv getestet und bekommt dann ein Medikament mit dem Ziel, einen schweren Verlauf möglichst zu verhindern.“

Relativ junge Studienteilnehmer

Die Ergebnisse aus Großbritannien seien vielversprechend, allerdings mit Einschränkungen. Die betreffen etwa das Alter. In der Studie war das Durchschnittsalter 45 – in diesem Alter würden selten schwere Covid-19-Verläufe beobachtet, so Lamprecht. „Dort kommen sie zwar auch vor, aber nicht so häufig wie bei älteren Menschen oder Menschen mit anderen Grunderkrankungen.“

Eine größere, Placebo-kontrollierte Studie müsse folgen. Doch schon jetzt bestehe die Möglichkeit, den Wirkstoff präventiv einzusetzen, meint Lamprecht. Die Sicherheit sei bekannt, er sei günstig und leicht verfügbar. „Viele Menschen mit Asthma oder COPD haben mit diesen Substanzen jahrelange Erfahrung und daher auch seit Jahrzehnten viele Ärztinnen und Ärzte“, so Lamprecht.

Einsatz zu Krankheitsbeginn

Die Österreichische Ärztekammer forderte am Mittwoch das Gesundheitsministerium auf, den Einsatz von Budesonid „tatkräftig zu unterstützen“. Die neuen Studienergebnisse könnten „ein bedeutender Fortschritt für uns sein, weil die Behandlung mit dem Wirkstoff drei Tage nach Symptombeginn erfolgt. Das macht einen Riesenunterschied", sagte Johannes Steinhart, Vizepräsident der Ärztekammer. Schon jetzt würden in Spitälern Corticosteroide zur Behandlung eingesetzt werden. „Doch drei Tage nach Symptombeginn kommt niemand ins Spital, da sind die Erkrankten zuhause oder suchen ihren Hausarzt auf“, betonte Steinhart.

Die Studie lege nahe, dass es bereits am Beginn einer Infektion eine Chance gebe, schwere Verläufe zu verhindern und die Spitäler so zu entlasten. Dass der sofortige Schutz vor einer schweren Erkrankung auch helfen könnte, Long-Covid-Erkrankungen zu vermeiden, sei perspektivisch ebenfalls ermutigend.

„Wir müssen jede Möglichkeit nutzen, um Tote, Erkrankungen und Long-Covid-Fälle zu minimieren, bis wir endlich durchimpfen können. Das wird ja bekanntlich leider noch dauern, da wir einen gravierenden Impfstoffmangel haben“, sagte Steinhart. „Das Ministerium sollte sich bei Budesonid um die Unterstützung von entsprechenden Folgestudien, internationale Vernetzung und standardisierte Therapieoptionen kümmern“, forderte Steinhart.