Mädchen schläft neben Teddybär
dpa-Zentralbild/Patrick Pleul
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Verhalten

Schnarchen schadet Kindergehirnen

Kinder, die regelmäßig schnarchen, sind tagsüber oft hyperaktiv, aggressiv und unaufmerksam. Forscherinnen und Forscher haben nun Veränderungen im Gehirn der Betroffenen gefunden, die das Verhalten erklären können.

Etwa jedes zehnte Kind schnarcht. Oft liegt das an Polypen oder vergrößerten Rachenmandeln. Aber auch Schlafapnoe mit nächtlichen Atemaussetzern kann bereits in jungen Jahren auftreten, besonders bei übergewichtigen Buben und Mädchen. In der Folge sind die Kinder tagsüber müde, aber oft auch hyperaktiv und unaufmerksam. Die Schulleistungen können ebenfalls beeinträchtigt sein. Diesen Zusammenhang bestätigt eine nun im Fachmagazin „Nature Communications“ erschienenen Studie.

Dafür hat das Team aus Forscherinnen und Forschern von verschiedenen Einrichtungen der National Institutes of Health MRT-Aufnahmen des Gehirns von 10.000 Kindern im Alter von neun und zehn Jahren analysiert, die im Rahmen der ABCD-Studie (Adolescent Brain Cognitive Development) gesammelt wurden.

Abgesehen von den bekannten Verhaltensauffälligkeiten scheint das Schnarchen auch seine Spuren im Gehirn der Heranwachsenden zu hinterlassen: Bei Kindern, die laut Angaben der Eltern regelmäßig schnarchen, d.h. mindestens in drei Nächten der Woche, waren einige Bereiche des Frontallappens kleiner als bei den nicht schnarchenden Gleichaltrigen. In dieser Region werden unter anderem Problemlösungskompetenzen und Impulskontrolle verortet.

Schnarchen ernstnehmen

Ob es sich tatsächlich um einen kausalen Zusammenhang handelt, lässt sich anhand der Daten nicht beurteilen. Es sei aber recht wahrscheinlich, dass die immer wieder unterbrochene Sauerstoffversorgung – wie das besonders bei einer Schlafapnoe der Fall ist – das Gehirn und seine Entwicklung beeinträchtigt, meinen die Studienautoren.

Das Gehirn sei auf ähnliche Weise verändert wie bei Kindern, die unter einer Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) leiden, erklärt Hauptautor Amal Isaiah in einer Aussendung zur Studie. In den USA gebe es auch eine erhebliche Menge an Fehldiagnosen in diese Richtung. Kinder erhalten dann Medikamente gegen ADHS, obwohl sie eigentlich Atemprobleme haben, die ihren Schlaf stören.

Isaiah appelliert daher an Eltern, das Schnarchen ihrer Söhne und Töchter nicht auf die leichte Schulter zu nehmen: „Wenn Ihr Kind öfter als dreimal die Woche schnarcht, sollten Sie zum Arzt gehen.“ Oft helfe es etwa, die Polypen oder die Mandeln zu entfernen. Laut den Forschern hat das Gehirn die Fähigkeit der Selbstreparatur, besonders jenes von Heranwachsenden. Deshalb sei eine rechtzeitige Diagnose entscheidend.