Eine Frau mit roten Fingernägeln umklammert ein Bettlaken
Oleg – stock.adobe.com
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Sexualität

Wie Frauen ihre Lust steigern können

Sexualität lustvoll zu erleben ist Teil guter Gesundheit. Speziell die weibliche Lust ist aber immer noch erstaunlich wenig empirisch erforscht. Laut einer neuen US-Umfrage gibt es vier Techniken der vaginalen Stimulation, mit der Frauen ihre Lust steigern können.

„Sie funktionieren bei den meisten Frauen“, sagt die Sexualforscherin Christiana von Hippel von der Firma OMGYES.com, die die Umfrage gemeinsam mit Kollegen der Indiana University durchgeführt hat. Die Ergebnisse sind soeben in der Fachzeitschrift „PLOS ONE“ erschienen.

Befriedigung als Menschenrecht

Ein lustvolles und befriedigendes Sexualleben ist ein Menschenrecht – von dieser Definition der Internationalen Vereinigung für Sexuelle Gesundheit (WAS) ist das Team um Devon Hensel von der Indiana University ausgegangen. Im umfassenden Sinne werde diesem personenzentrierten Ansatz in der Wissenschaft bisher aber zu wenig nachgegangen. So gebe es zwar eine Reihe von Studien zu Penetrationstechniken (etwa hier), Stellungen (etwa hier) und sexuellen Vorlieben (etwa hier). Wie speziell Frauen ihre Lust steigern können, stand bisher aber nicht unbedingt im Mittelpunkt des Forschungsinteresses.

Überlassen worden sei diese, für die Hälfte der Menschheit wesentliche Frage vor allem populären Medien in der Print- und Online-Welt. Und die beschreiben oft eindimensional „die besten Techniken“ und verwenden ein Vokabular, das wenig mit der Vielfalt der Wirklichkeit zu tun hat. Um diese Lücke zu schließen, haben die Forscherinnen und Forscher schon vor vier Jahren eine repräsentative Umfrage zum Zusammenhang von genitaler Berührung und Orgasmen bei Frauen durchgeführt.

“Ausrichten“, „Dippen“, „Verbinden“ und „Schaukeln“

In der aktuellen zweiten Studie stand die vaginale Penetration (durch Penis, Vibrator oder anderes) im Mittelpunkt – wieder aus Sicht der Frauen. Mit Hilfe ihrer Selbstbeschreibungen haben die Forscherinnen ein neues „Lustvokabular“ entwickelt – denn oft fehlten die Worte für die Empfindungen. Vier der neuen Begriffe untersuchten sie in der Umfrage, an der über 3.000 repräsentativ ausgewählte Frauen (90 Prozent heterosexuell, 55 Prozent verheiratet etc.) in den USA teilnahmen:

  • „Ausrichten“ – dabei wird der Winkel beim Eindringen verändert, etwa durch Unterlegen eines Polsters am Rücken und Erhöhung des Beckens;
  • „Dippen“ – dabei wird die Vagina nur bis knapp nach dem „Eingang“ penetriert;
  • „Verbinden“ – dabei stimuliert die Frau selbst oder der Partner die Klitoris mit den Fingern zusätzlich zur Penetration sowie
  • „Schaukeln“ – dabei penetriert Penis bzw. Vibrator die Vagina komplett ohne „Rein-Raus“ und stimuliert gleichzeitig die Klitoris.

87 Prozent der Frauen gaben an, dass „Ausrichten“ lustfördernd sei, 84 Prozent empfanden das beim „Dippen“, 76 Prozent beim „Schaukeln“ und 70 Prozent beim „Verbinden“. Mit der neuen Nomenklatur und den Umfrageergebnissen sollen Frauen ermutigt werden, „das, was sie beim Sex wollen, besser zu erkennen, zu kommunizieren und zu tun“, hofft die Sexualforscherin Christiana von Hippel.

Frauen sollen profitieren

Die Studie habe zwar ihre Grenzen – so war sie ausschließlich auf Frauen konzentriert, die Wünsche der Partner oder Partnerinnen flossen ebenso wenig ein wie Merkmale der konkreten Beziehung –, sie sei aber ein wichtiger Beitrag zu einer personenzentrierten Sexualwissenschaft. Durch die Namensgebung der Penetrations- und Stimulationstechniken könnten Frauen konkret profitieren. „PLOS ONE“-Herausgeberin Julia Robinson hält es für wichtig, eine derartige Studie zu veröffentlichen, die „akademisches Grundlagenwissen liefert und ein wenig erforschtes Thema untersucht, das mit der Gesundheit von Frauen zusammenhängt“.