Lebensgroßes Modell eines Tyrannosaurus rex
AFP/ARNO BURGI
AFP/ARNO BURGI
T.-Rex-Zählung

Es waren zweieinhalb Milliarden

Ungefähr zweieinhalb Millionen Jahre lang hat Tyrannosaurus Rex die Erde unsicher gemacht. Wie US-Paläontologen nun ausgerechnet haben, lebten gleichzeitig jeweils etwa 20.000 Tiere. Insgesamt gab es zweieinhalb Milliarden Exemplare des wohl berühmtesten Dinosauriers.

Bis jetzt dachte man, es sei unmöglich auszurechnen oder auch nur zu schätzen, wie viele Vertreter einer bereits lang ausgestorbenen Art jemals gelebt haben. Auch Charles Marshall, Direktor des University of California Museum of Paleontology und Hauptautor der nun im Fachmagazin „Science“ erschienenen Studie, hatte bis vor Kurzem Zweifel. Dennoch wagte er gemeinsam mit Studierenden einen zu Beginn nicht ganz ernstgemeinten Versuch, bei dem sie der Frage nachgingen, wie viele Exemplare von Tyrannosaurus Rex es wohl je gegeben haben mag. Anhand der gefundenen Fossilien lassen sich allerdings keine verlässlichen Hochrechnungen anstellen, d.h., man muss sich dem Problem zusätzlich auf indirekte Weise nähern.

Je größer, desto weniger

Bei derzeit lebenden Tierarten lässt sich ein Zusammenhang zwischen Bevölkerungsdichte und Körpergröße feststellen. Laut dem Evolutionsbiologen John Damuth von der University of California Santa Barbara sinkt die Dichte tendenziell mit zunehmender Körpergröße. Natürlich gebe es auch Unwägbarkeiten bei diesem Ansatz, so Marshall. Manche Tiere verbrauchen mehr Energie, andere nutzen erfolgreich ökologische Nischen.

T-Rex Skelett in Berkeley
Keegan Houser, UC Berkeley

Daher galt es einige Zusatzannahmen zu treffen, etwa zum Kalorienverbrauch des bis zu 13 Meter langen Fleischfressers. Außerdem schlossen Marshall und Co. jugendliche Tyrannosaurus Rex aus den Berechnungen aus, denn die fossilen Belege zu diesen seien besonders dünn. Studien legen auch nahe, dass sich junge und alte Tiere nicht notwendigerweise denselben Lebensraum teilten und andere Tiere jagten.

Große Schwankungsbreite

Man wisse bereits, dass T. Rex etwa mit 15,5 Jahren seine sexuelle Reife erreichte, die maximale Lebensdauer betrug fast 30 Jahre. Ausgewachsen war der Dinosaurier im Durchschnitt mehr als fünf Tonnen schwer. Laut den Berechnungen umfasste eine Generation etwa 19 Lebensjahre und im Durchschnitt lebte etwa ein Dinosaurier auf 100 Quadratkilometern. Insgesamt hätten gleichzeitig jeweils etwa 20.000 Exemplare gelebt. Bei ungefähr 127.000 Generationen ergibt das etwa 2,5 Milliarden Tiere während ihrer gesamten Existenz, schreiben die Studienautoren.

Natürlich seien die Unsicherheiten dieser Schätzung erheblich, betont Marshall. Die Schwankungsbreiten sind groß, bei den parallel lebenden Tieren liegt sie zwischen 1.300 und 328.000 Individuen, bei der Gesamtzahl zwischen 140 Millionen und 42 Milliarden.

Wenige Überreste

Vorausgesetzt die Hochrechnung von Marshall und seinem Team stimmen, stellt sich die Frage: Wo sind all ihre Gebeine geblieben? Bis jetzt wurden erst die Überreste von weniger als 100 Tieren entdeckt, oft handelt es sich nur um einen einzigen fossilen Knochen. „In öffentlichen Museen befinden sich ungefähr 32 gut erhaltene ausgewachsene T.-Rex-Exemplare“, so Marshall in einer Aussendung zur Studie. „Von all den Tieren, die jemals gelebt haben, hätten wir nur einen von 80 Millionen gefunden.“ Wenn man sich allerdings Gegenden ansieht, wo man besonders viele Überreste entdeckt hat, wie etwa die Hell Creek Formation in Montana, komme man immerhin auf eine Quote von 1 zu 16.000.

Der US-Paläontologe rechnet zwar mit Kritik durch die Kollegenschaft, ist aber überzeugt, dass sich die Berechnungsmethode verallgemeinern lässt und man auf diese Weise auch den Bestand anderer ausgestorbener Tiere schätzen kann.