Mitarbeiterin in Pharmabetrieb mit Nasenspray in der Hand
AFP/NICOLAS TUCAT
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Covid-19

Nasensprays reduzieren Viruslast

Mund und Nase sind die Einfallstore für SARS-CoV-2. Dort im Rachenraum die Viruslast zu reduzieren kann zwar keine Ansteckung verhindern, das Risiko einer schweren Covid-19-Erkrankung jedoch senken. Derzeit werden einige medizinische Nasensprays klinisch getestet – aber auch bekannte Hausmittel können helfen.

In der Nase, vor allem ganz hinten im Nasenrachenraum, ist die Viruslast größer als im restlichen Rachenbereich. Die SARS-Coronaviren wandern von dort in die Lunge und können hier in Folge zur gefährlichen Covid-19-Erkrankung führen. Bei der Abwehr in der Nase anzusetzen, ist folglich eine vielversprechende Idee.

Diese verfolgt etwa ein kanadisches Unternehmen, das auf den Wirkstoff Stickstoffmonoxid setzt. Dieser Nasenspray ist in Israel bereits zugelassen. Laut einer ersten Studie aus Großbritannien soll er die Viruslast in der Nase um bis zu 99 Prozent reduzieren, wie der Hersteller in einer Pressemitteilung angibt.

Studien zu bekannten Wirkstoffen

Das Prinzip sei allerdings nicht neu, sagt Birgt Willinger vom Institut für Mikrobiologie der Medizinischen Universität Wien. Man kenne es auch aus der Vorbeugung von Erkältungs- und Influenzaviren. „Es gibt ein schönes Spektrum von Substanzen, die eine Wirksamkeit gegenüber Viren aufweisen, die man entweder als Nasenspray oder auch als Gurgellösung einsetzen kann“, so Willinger.

Wie Influenzaviren zählen auch Coronaviren zur Gruppe der behüllten Viren, und diese Fetthüllen sind empfindlich. Sie reagieren beispielsweise auf Tensid-verwandte Stoffe wie Octenidin, auf Jodlösungen mit PVP-Jod und den Rotalgenextrakt Carragelose. Dieser Rotalgenextrakt wirke gegen Influenzaviren, so Willinger, und in Laborexperimenten auch gegen SARS-CoV-2. Eine Studie mit einem entsprechenden Produkt läuft derzeit in Wien zur Prävention bei Klinikpersonal.

Gurgeln mit Hausmitteln

Doch selbst Hausmittel könnten helfen, die Viruslast im Rachen zu reduzieren, so Willinger. Dazu gehöre, vorbeugend mit Salbeiextrakt zu gurgeln. „Da weiß man mit Sicherheit, dass eine Wirkung gegenüber Grippeviren und auch Coronaviren vorhanden ist, und daher ist es auch sehr wahrscheinlich, dass hier eine Wirkung bei SARS-CoV-2 vorliegt“, so die Mikrobiologin.

Mit lauwarmem grünen Tee zu gurgeln und mit Kochsalzlösungen die Nasenschleimhaut zu befeuchten könne ebenfalls sinnvoll sein, erklärt Willinger. „Diese Befeuchtung der Schleimhäute bewirkt, dass Viren schlechter anhaften können“, sagt Willinger. Auch ohne viruzid wirksame Sprays oder Lösungen könne man also eine vorbeugende Wirkung erzielen.

Risiko für schweren Verlauf reduzieren

Eine Ansteckung verhindern könnten diese Maßnahmen nicht, betont Willinger. Aber die Viruslast im Rachenraum zu reduzieren wirke doppelt positiv: Bei den Infizierten könne das eine effektivere Aktivierung des Immunsystems herbeiführen und damit einen schweren Covid-19-Verlauf unwahrscheinlicher machen. Und für das Umfeld bedeute eine niedrigere Viruslast ein geringeres Ansteckungsrisiko.