Statistik

Forschungsausgaben sanken, F&E-Quote stieg

Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung (F&E) sind in Österreich 2020 gegenüber dem Jahr davor um rund 200 Mio. Euro auf 12,1 Mrd. Euro gesunken. Die Forschungsquote – also der Anteil der F&E-Aufwendungen am Bruttoinlandsprodukt – ist hingegen auf einen Rekordwert gestiegen.

Sie beträgt nun 3,23 Prozent (2019: 3,10 Prozent), wie die Statistik Austria am Donnerstag mitteilte. Der Unternehmenssektor senkte seine Forschungsaufwendungen, die öffentliche Hand steigerte ihren Anteil an den Ausgaben.

“F&E-Ausgaben auch in Krisenzeiten stabil“

Der scheinbare Widerspruch zwischen leicht sinkenden Forschungsausgaben und steigender Forschungsquote ist durch die Berechnungsweise der F&E-Quote bedingt. Diese ergibt sich aus dem Anteil der F&E-Aufwendungen am nominellen Bruttoinlandsprodukt (BIP). 2020 gingen die Forschungsausgaben zwar laut Schätzung um rund zwei Prozent zurück, allerdings rauschte das BIP im ersten Pandemiejahr mit 5,5 Prozent noch viel stärker hinunter.

„Die F&E-Ausgaben erweisen sich damit in Krisenzeiten erneut als stabil“, konstatierte die Statistik Austria. Ein ähnliches Bild zeigte sich etwa in der Rezession um das Krisenjahr 2009. Auch damals ging die Wirtschaftsleistung stark zurück – ebenso stagnierten die Forschungsausgaben, brachen aber nicht im gleichen Ausmaß wie das BIP ein.

Als Begründung dafür wird die Verteilung der Forschungsausgaben angeführt: Im Unternehmenssektor wird F&E vor allem im Bereich der Sachgütererzeugung und der unternehmensbezogenen Dienstleistungen betrieben und seltener in solchen Wirtschaftszweigen, die in stärkerem Maß von den pandemiebedingten Einschränkungen betroffen sind. Auch F&E-Aktivitäten an den Universitäten und anderen öffentlichen Einrichtungen seien weniger stark von den durch Covid-19 ausgelösten Verwerfungen betroffen, so die Statistiker.

Hälfte stammt von Unternehmen

2020 haben die Unternehmen 6,1 Mrd. Euro bzw. 50 Prozent zu den österreichischen F&E-Ausgaben beigetragen. Diese Summe beinhaltet auch die Ausschüttungen durch die Forschungsprämie (rund eine Mrd. Euro). Auf den Sektor Staat entfallen mit vier Mrd. Euro rund 33 Prozent der F&E-Finanzierung (Bund: 3,3 Mrd. Euro, Länder: 550 Mio. Euro). Rund zwei Mrd. Euro bzw. 16 Prozent wurden aus dem Ausland finanziert, wobei dies vor allem Unternehmen betrifft, deren Töchter in Österreich forschen. Damit ist der Anteil des Unternehmenssektors an den F&E-Ausgaben im Vorjahr gegenüber 2019 etwas gesunken (von 53 auf 50 Prozent) und jener der öffentlichen Hand gestiegen (von 30 auf 33 Prozent).

Tendenz kehrt sich wieder um

Wie schon 2020 sieht die Statistik Austria aufgrund der wirtschaftlichen Unsicherheiten von ihrer traditionellen Schätzung der Forschungsausgaben für das laufende Jahr ab. Basierend auf einer Vorausschau für 2021 von rund 100 F&E betreibenden Großunternehmen sind die F&E-Ausgaben der Unternehmen 2021 um rund ein Prozent gegenüber 2020 angestiegen. Sollte sich die Wirtschaftsentwicklung 2021 normalisieren, sei daher mit einem Rückgang der Forschungsquote (aufgrund des stärkeren BIP-Wachstums, Anm.) zu rechnen.

Dritthöchste Forschungsquote in der EU

Die österreichische Forschungsquote liegt bereits seit 2014 über dem von der EU bis 2020 angestrebten Wert von drei Prozent, aber unter dem nationalen Zielwert von 3,76 Prozent. Im internationalen Vergleich (aktuellste Zahlen hier von 2019) weist Österreich (3,10 Prozent) die dritthöchste Forschungsquote in der EU auf, hinter Schweden mit 3,4 Prozent und Deutschland mit 3,18 Prozent.

Im EU-Schnitt liegt die Forschungsquote bei 2,20 Prozent. Das ist deutlich geringer als bei den großen außereuropäischen Volkswirtschaften, etwa USA (2,82 Prozent), Japan (3,28 Prozent) oder Südkorea (4,52 Prozent), aber etwas höher als in China (2,14 Prozent), wobei sich die Zahlen für Länder außerhalb Europas wiederum auf das Jahr 2018 beziehen.