Transgender-Fahne weht über einer Demonstration
AFP – ANGELA WEISS
AFP – ANGELA WEISS
Sexualität

Geschlechter-OPs helfen Transgender-Personen

Transgender-Personen können sich operieren lassen, damit ihr Körper besser zu ihrem Geschlechtsempfinden passt. Nach einer solchen Operation geht es ihnen psychisch eindeutig besser, wie die bisher umfangreichste Studie zu dem Thema zeigt.

Die US-Psychiater Alex Keuroghlian und Anthony Almazan von der Harvard Medical School haben dafür Daten des bereits 2015 erschienenen US Transgender Survey neu ausgewertet. Dabei handelte es sich um die größte Umfrage, die je mit Transmännern, Transfrauen und nicht binären Personen gemacht wurde. Knapp 28.000 Menschen beantworteten darin u. a. Fragen zu ihrem psychischen Gesundheitszustand und ihren Operationserfahrungen.

Weniger Symptome, Alkohol und Suizidgedanken

Genau diesen Zusammenhang haben Keuroghlian und Almazan nun genauer untersucht und die Ergebnisse in der Fachzeitschrift „JAMA Surgery“ veröffentlicht. Sie verglichen dabei zwei Gruppen: zum einen jene Personen, die innerhalb der letzten zwei Jahre mindestens eine geschlechtsangleichende Operation durchgeführt hatten – also etwa die Entfernung der Brust bei Transmännern oder das Anlegen einer künstlichen Vagina bei Transfrauen; zum anderen jene, die mindestens eine derartige Operation geplant, bisher aber noch nicht gemacht hatten. (Eine dritte Gruppe, die ihren Widerspruch zwischen körperlichen Merkmalen und eigenem Geschlechtsempfinden nicht auflösen wollte, war für die Studie irrelevant.)

Die Ergebnisse sind laut den Autoren eindeutig. In allen untersuchten Bereichen berichtete die erste Gruppe von weniger psychischen Störungen. Während bei ihnen etwa 18 Prozent Symptome wie Schlafprobleme oder Angst im vergangenen Monat zeigten, waren es in der zweiten Gruppe 45 Prozent. Sie neigten auch deutlich weniger zu Suchtverhalten, etwa was Alkohol- und Zigarettenkonsum betrifft. Besonders stark war der Unterschied bei Suizidgedanken: Bei den Menschen, die schon eine geschlechtsangleichende OP gemacht haben, hatten 30 Prozent solche im vergangenen Jahr, bei den Nichtoperierten waren es 55 Prozent. Acht Prozent der Letzteren gaben an, im vergangenen Jahr tatsächlich einen Suizidversuch gemacht zu haben, „nur“ drei bei den Operierten.

Mehr Operationsmöglichkeiten anbieten

Das alles spreche dafür, Transgender-Personen mehr Möglichkeiten zu geschlechtsangleichenden Operationen zu bieten, schließen die Forscher. In den USA hat sich die Zahl laut einer Studie aus dem Jahr 2018 zwar in kurzer Zeit verdreifacht, dennoch sei der Bedarf viel größer. Der gesellschaftliche Druck auf Transfrauen und -männer sei nach wie vor hoch, dementsprechend auch ihr Leidensdruck, und durch Operationen könne er zumindest gelindert werden.

Die Studienergebnisse seien dennoch mit Vorsicht zu interpretieren, wie die Forscher selbst einräumen. So beruhen sie ausschließlich auf Selbstaussagen der Betroffenen, systematische Fehler in der Selbsteinschätzung sind deshalb nicht ausgeschlossen. Dabei allen voran die Angaben zur „psychischen Gesundheit“, die nicht objektiv überprüft wurden. Das verlange zwar nach dem wissenschaftlichen Standardsatz „weiterer Studien“, dennoch liefere schon die aktuelle „empirische Evidenz dafür, politische Maßnahmen zu unterstützen, den Zugang von Transgender-Personen zu geschlechtsangleichenden Operationen zu schützen und auszubauen“.