Der Roboter stupst von hinten an
Alain Herzog
Alain Herzog
Parkinson

Roboter ruft Geisterillusionen hervor

Ein Symptom von Parkinson-Patienten und -Patientinnen sind Halluzinationen. Manche berichten auch von geisterhaften Illusionen. Schweizer Forscher haben diese nun mit Hilfe eines Roboters künstlich erzeugt – und wollen damit Diagnosen verbessern.

Etwa die Hälfte aller Parkinson-Patienten erlebe Halluzinationen, berichtet ein Team um Fosco Bernasconi von der ETH Lausanne (EPFL). Dazu gehören sogenannte Präsenz-Halluzinationen. Hierbei entsteht bei Menschen das Gefühl, es stehe jemand hinter oder neben ihnen. Solche Ereignisse neigen dazu, schlimmer und häufiger zu werden, je weiter die Parkinson-Krankheit fortschreitet. Außerdem sind Halluzinationen mit einem höheren Risiko für Psychosen und kognitive Störungen in Verbindung gebracht worden.

Dennoch sind die zugrunde liegenden neurobiologischen Prozesse für Halluzinationen nach wie vor schlecht verstanden. Auch zögern möglicherweise viele Patienten, ihrer Ärztin oder ihrem Arzt von solchen Erlebnissen zu berichten, was eine Diagnose zusätzlich erschwert.

„Robot Ghost Test“

Um Halluzinationen im Labor gezielt hervorzurufen, nutzten die Forscherinnen und Forscher ein Verfahren, das sie den „Robot Ghost Test“ nennen. Dabei wurden 26 Parkinson-Patienten aufgefordert, einen vor ihnen auf einem Tisch stehenden Roboter zu bedienen, wie sie im Fachmagazin „Science Translational Medicine“ berichten. Ein Roboterarm hinter den Probanden imitierte die entsprechenden Gesten mit Stupsern auf deren Rücken. Wenn beide Handlungen synchron abliefen, berichteten die Studienteilnehmenden von nichts Außergewöhnlichem. Reagierte der Roboterarm jedoch mit einer klitzekleinen Verzögerung, rief dies Halluzinationen hervor.

Video der Forscher

Bereits in einer im Jahr 2014 erschienenen Studie berichtete der EPFL-Neurowissenschaftler und Mitautor Olaf Blanke, dass dieses Verfahren bei einem Drittel von gesunden Studienteilnehmenden Geister in deren Köpfen wecken konnte.

Gehirnscans sagen Schweregrad der Symptome vorher

Mithilfe des robotergestützten Tests identifizierten die Forscherinnen und Forscher bei gesunden Personen die neuronalen Netzwerke im Gehirn, die für die Präsenz-Halluzinationen verantwortlich sind. In einem nächsten Experiment mit 30 weiteren Parkinson-Patienten gelang es ihnen so, anhand von Gehirnscans den Schweregrad ihrer Symptome vorherzusagen.

Letztendlich hoffen die Wissenschaftler, Ärzte und Ärztinnen mit einer objektiven Methode zu unterstützen, um die Diagnose für Halluzinationen zu verbessern. Allerdings sei noch weitere Forschung nötig, um die betroffenen Gehirnnetzwerke detaillierter zu untersuchen. So könnten in künftigen Studien beispielsweise die Hirnströme aufgezeichnet werden, während sich Patienten mit Präsenz-Halluzinationen dem robotergestützten Test unterziehen.