Rajiv-Gandhi-Spital in Neu-Delhi: Frau in traditionellem Kleid erhält eine Spritze
PRAKASH SINGH/AFP
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Impfstoffmangel in Indien

Während die indischen Gesundheitsbehörden Höchstwerte an Todesfällen melden, läuft die Impfoffensive im zweitgrößten Land der Erde nur schleppend an: Es fehlt an Impfstoffen.

Mehrere Bundesstaaten verschoben den für Samstag angepeilten Start der Impfung aller Erwachsenen. In Gujarat, dem Heimatstaat von Ministerpräsident Narendra Modi, wird erst in zwei Wochen damit gerechnet, wie die Regionalregierung mitteilte. Sie hoffe, bis dahin genügend Impfstoff zu erhalten. Auch im südlichen Bundesstaat Karnataka mit dem IT-Zentrum Bangalore ist ein Beginn am 1. Mai nicht möglich.

Im östlichen Bundesstaat Odisha hofft die Regierung immerhin auf Montag, sollte bis dahin genug Impfstoff eintreffen. Auch in der Wirtschaftsmetropole Mumbai im Bundesstaat Maharashtra wurden die Impfzentren für drei Tage geschlossen. Dabei drängt die Zeit. Die Zahl der Todesfälle erhöhte sich um 3.498. Das waren nur rund 150 weniger als der Höchstwert vom Donnerstag.

Massenveranstaltungen in der Kritik

Ursprünglich hatte die Regierung geplant, bis August nur 300 Millionen seiner Hochrisikopersonen zu impfen. Angesichts des massiven Anstiegs der Infektionszahlen und der Überlastung der Krankenhäuser gab aber Regierungschef Modi die Devise aus, ab dem 1. Mai alle Erwachsenen zu impfen.

Modi steht in der Kritik, weil er politische und religiöse Massenveranstaltungen zugelassen hat, die in den vergangenen Wochen vermutlich zu sogenannten Super-Spreader-Events wurden. Auch eine neue Virus-Variante wird hinter den in die Höhe schnellenden Fallzahlen nach dem Abebben im Januar und Februar vermutet. Internationale Hilfe ist angelaufen.

Bisher neun Prozent geimpft

Indien ist zwar der weltweit größte Produzent von Impfstoffen, hat aber nicht genügend Corona-Vakzine zur Verfügung, um gegen die zweite Infektionswelle anzukämpfen. Die beiden indischen Impfstoff-Hersteller arbeiten mit Hochdruck daran, ihre Kapazitäten über 80 Millionen Dosen pro Monat hinaus zu erhöhen. Es fehlt aber an Grundstoffen.

Zudem hat ein Brand im Serum-Institut, das den Impfstoff von AstraZeneca in Indien herstellt, die Lage erschwert. Man habe keine Informationen von den Herstellern erhalten, wann sie Impfstoffe liefern können, kritisierte Karnatakas Gesundheitsminister Sudhakar. Allerdings sollen am Samstag erste Lieferungen des russischen Impfstoffs Sputnik V eintreffen. Die Impfkampagne in dem zweitbevölkerungsreichsten Land der Welt ist im Januar angelaufen. Bislang sind aber nur etwa neun Prozent der rund 1,4 Milliarden Einwohner geimpft.