Korallen im Golf von Akaba
Romain Savary
Romain Savary
Biologie

Warum Korallen aus Rotem Meer so hitzefest sind

Korallenriffe befinden sich weltweit in einem katastrophalen Zustand. Grund dafür sind die steigenden Wassertemperaturen, die zu massiven Korallenbleichen führen. Korallen im Roten Meer sind hingegen besonders hitzeresistent. Wie sie das schaffen, haben nun Schweizer Forscher genauer untersucht.

Die Korallen im Golf von Akaba, am Nordende des Roten Meers gelegen, widerstehen Temperaturen, die durchschnittlich fünf Grad höher sind als die 27 Grad, an die sie sich angepasst haben. Bis zum Ende des Jahrhunderts dürfte das Rote Meer diese Schwelle nicht überschreiten, berichtet ein Team um Romain Savary von der ETH Lausanne (EPFL) in einer Studie, die soeben im Fachmagazin „PNAS“ erschienen ist.

34,5 Grad: Tödliche Temperaturschwelle

Die Forscher führten einen Hitzetest mit den Korallen durch: Sie setzten sie Wassertemperaturen von 29,5 Grad, 32 Grad und 34,5 Grad für Stunden und Tage aus. "Wir konnten beobachten, dass sich die Korallen und ihre Symbiosepartner sowohl von kurzen als auch von langen Hitzeperioden bis zu 32 Grad ohne Folgeschäden erholen konnten, erläuterte Savary. Allerdings deuteten die Ergebnisse darauf hin, dass bei 34,5 Grad eine tödliche Temperaturschwelle überschritten wurde.

Die Korallen in Aquarien mit verschiedenen Wassertemperaturen
Maoz Fine
Die Korallen in Aquarien mit verschiedenen Wassertemperaturen

Auf der Grundlage von Erbgutanalysen nach den Hitzetests gelang es den Forschern, das genetische Geheimnis der resistenten Korallen zu entschlüsseln. Allerdings liegt den „Superkorallen“ demnach eine komplexe und breit gefächerte Genexpression zugrunde. Das dämpft die Hoffnung, weniger resistente Korallen genetisch zu manipulieren und gezielt hitzebeständiger zu machen.

Auch dass etwa das Great Barrier Reef mit Korallen aus dem Roten Meer zu retten wäre, ist laut den Wissenschaftlern kaum denkbar. Denn das Korallenriff ist riesig, sodass eine künstliche Besiedlung nicht realistisch ist. Und: „Korallen sind extrem abhängig von ihrer Umgebung und können sich in der Regel nur nach einer langen Zeit der natürlichen Besiedlung an anderer Stelle anpassen“, sagte Anders Meibom, ebenfalls von der EPFL.