PCR-Testgeräte im Labor
AFP – ALAIN JOCARD
AFP – ALAIN JOCARD

Fall Tirol: Fehlersuche bei PCR-Tests

Für Aufregung sorgen derzeit fragwürdige Vorgänge rund um die Auswertung von PCR-Tests in Tirol. Dort wurde zumindest ein Teil der Tests offenbar falsch diagnostiziert: Wie kann das passieren – und wie werden diese Proben normalerweise überprüft?

Konkret geht es um eine in Tirol besonders hoch aufgetretene Zahl an Infektionen mit einer bestimmten Virusvariante, die eine sogenannte Fluchtmutation im Erbgut trägt. Überprüfungen der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit AGES haben bisher ergeben, dass zumindest in 189 Fällen keine Fluchtmutation vorgelegen ist, laut Ulrich Elling von der Akademie der Wissenschaften (in der gestrigen ZIB2) könnte es sich sogar um 1.000 falsch ausgewiesene Fälle handeln. Das Land Tirol hat die Zusammenarbeit mit dem betroffenen Laborleiter beendet.

Sequenzierung gibt Klarheit

Normalerweise wird in Österreich jeder positive Coronavirus-Test routinemäßig auf Mutationen geprüft, sagt Virologe Andreas Bergthaler vom Forschungszentrum für Molekulare Medizin an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Auf diese Weise könne man diagnostizieren, ob eine schon bekannte Variante in dieser Probe enthalten sei oder nicht. „In einem weiteren Schritt werden etwa zehn bis fünfzehn Prozent dieser Fälle in ganz Österreich per Sequenzierung bestätigt und validiert.“ Und genau bei dieser Überprüfung hat sich nun herausgestellt, dass ein Teil offenbar falsch diagnostiziert wurde.

Im Zuge der Sequenzierung können aber auch neue Mutationen erkannt und gefunden werden, betont Bergthaler. „Eine bestimmte Mutation, die wir gut kennen, kann man per PCR gut diagnostizieren. Falls aber dort in derselben Region eine weitere Mutation entsteht, dann kann das dazu führen, dass die PCR-Resultate weniger gut interpretierbar sind. Dafür braucht es dann die Sequenzierung – um zu schauen: Hat sich in dieser Gegend sonst etwas verändert?“

Fehler wohl länger bekannt

Dass ein Teil der als Fluchtmutation identifizierten Tests falsch ausgewiesen war, war intern wohl schon länger bekannt. Denn bereits im letzten Ampelbericht vom 29.April heißt es zum Thema Fluchtmutation wörtlich: „Die gegenwärtig ausgewiesenen Anteile dieser Variante werden augenblicklich qualitätsgesichert und (sie) werden sich unter Anwendung einer labormethodischen Optimierung weiter reduzieren.“ Es dürfte also bereits klar gewesen sein, dass hier ein Fehler vorliegt.