David Beckham liegt auf dem Boden – nach dem Aussscheiden Englands aus dem Europameisterschaftsturnier 2004
VINCENZO PINTO/AFP
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Neurobiologie

Die Angst des Schützen beim Elfmeter

Wissenschaftler haben herausgefunden, warum Fußballer beim Elfmeterschuss versagen: Bei psychischem Druck übernimmt das Planungszentrum des Gehirns das Kommando – und das lenkt ab.

Man erinnere sich an das Viertelfinale der Europameisterschaft 2004 zwischen England und Portugal. Nach einem 2:2 Unentschieden muss das Elfmeterschießen die Entscheidung bringen, für die Engländer tritt David Beckham an, er legt den Ball auf den Elfmeterpunkt, läuft an – und befördert das Leder meterhoch über die Querlatte, bis in die oberen Ränge des Stadions. England verliert, Portugal ist weiter.

Bildsequenz: David Beckham beim Elfmeterschuss
JAVIER SORIANO/AFP

Viel schlechter kann man einen Elfmeter eigentlich nicht schießen. Und das bei einem Spieler wie Beckham, der an sich für seine Ballkontrolle und hochpräzisen Weitschüsse bekannt ist. Wie ist das möglich?

Diese Frage hat sich auch Max Slutter gestellt. „Dass hier der psychische Druck eine wichtige Rolle spielt, ist offensichtlich“, so der Jungforscher von der Universität Twente. „Aber warum führt der Druck dazu, dass Spieler beim Elfmeter versagen?“ Um das zu klären, hat Slutter Fußballspielern eine Haube aufgesetzt, mit der sich die Hirnaktivität bestimmen lässt.

„Funktionale Nahinfrarotspektroskopie“ (fNIRS) heißt die Methode, mit deren Hilfe Slutter den Spielern quasi beim Denken zusehen konnte, während sie zum Elfmeterschuss antraten. Das Ergebnis seiner Versuche: In Drucksituationen war die Aktivität des motorischen Cortex erhöht, ein erwartbares Ergebnis.

Grübeln ist schlecht

Bei Spielern, die mit dem Druck nicht gut umgehen konnten und daher auch mehr Elfer verschossen, war allerdings noch eine weitere Region aktiv, nämlich der präfrontale Cortex. Dieses Hirnareal steht mit langfristigen Überlegungen und Planungen in Zusammenhang, Slutter und seine Kollegen sehen das als Hinweis, dass die Spieler an die Konsequenzen eines verschossenen Elfmeters gedacht und sich damit paradoxerweise erst recht gehemmt haben.

Grübeleien sind also schlecht, nur: Was dagegen tun? Slutter zufolge könnte man die fNIRS-Hauben auch zu Trainingszwecken einsetzen. Auf diese Weise könnten Spieler lernen, ihre Gedanken zu kontrollieren, wenn es am Elfmeterpunkt ums Ganze geht. David Beckham wird von dieser Trainingsmethode nicht mehr profitieren können, er beendete seine Karriere im Jahr 2013.