Bauch einer Schwangeren
dpa/Felix Heyder
dpa/Felix Heyder
Langzeitfolgen

Wie sehr Alkohol in der Schwangerschaft schadet

Wenn Schwangere Alkohol trinken, kann das schwere Folgen für das ungeborene Kind haben: lebenslange, teils schwere Behinderungen. Jedes Glas ist eines zu viel, warnen Expertinnen und Experten. Sie fordern mehr Aufklärungsarbeit.

FASD – diese vier Buchstaben stehen für Fetale Alkoholspektrumstörung. Klingt kompliziert, ist es auch: Wenn eine Mutter in der Schwangerschaft Alkohol trinkt, kann das beim Ungeborenen Schäden am Gehirn und in den Organen auslösen. Das kann ein ganzes „Spektrum“ an Folgen und lebenslangen, teils schweren Behinderungen auslösen. Doch FASD bleibt immer noch viel zu oft unerkannt oder wird falsch diagnostiziert und dann falsch, oder gar nicht behandelt. Eine Online Fachtagung beschäftigt sich heute und morgen mit der Fetalen Alkohol-Spektrumstörung in Österreich und international.

Alkohol hemmt Hirnwachstum

Das Gehirn eines ungeborenen Babys entwickelt sich während der gesamten Schwangerschaft. Deshalb sollten Schwangere überhaupt keinen Alkohol trinken. Wenn man Pech hat, können schon zwei Gläser Wein Schäden am Ungeborenen anrichten, die nie wieder geheilt werden können.

Ö1-Sendungshinweis

Dem Thema widmet sich auch ein Beitrag in Wissen aktuell am 7.5. um 13:55

Neuronale Verbindungen können beim Wachstum gehemmt werden mit der Konsequenz, dass bestimmte Fähigkeiten einfach nicht entwickelt werden. Betroffenen können beispielsweise nicht aus Fehlern lernen, haben schwere Konzentrationsstörungen, können nicht mit Geld umgehen oder einen geregelten Tagesablauf einhalten.

Anzeichen bei Kleinkindern

Bei Babys und Kleinkindern kann man FASD manchmal an einer besonders schmalen Oberlippe oder einer abgeflachten Nasolabialfalte (Falte zwischen Nase und Oberlippe) erkennen. Körperlich sind sie oft sehr klein und zart, zugleich unruhige Schrei-Babys. Doch äußerliche Anzeichen sind nicht zwingend vorhanden und bei älteren Kindern oder Erwachsenen sind oft gar nicht mehr präsent.

Mit dem Eintritt in die Schule machen sich die Probleme erst so richtig bemerkbar, erklärt Stephanie Pfeifer, klinische und Gesundheitspsychologin in Wien und Mitglied von FASD Hilfe Austria : „Viel motorische Unruhe, die Kinder gehen oft in Wutausbrüche, weil sie überfordert sind, da fliegen dann vielleicht Stifte durch die Luft, da schmeißt sich das Kind auf den Boden, weil es zu viel ist, sie haben viele Konflikte mit Gleichaltrigen.“

Diagnose schwierig

Die Diagnose ist schwierig, die Symptome äußerst vielfältig. Häufig werden Eltern oder Pflegeeltern mit der Diagnose ADHS abgespeist oder gar ihnen selbst erzieherische Mitschuld gegeben am Verhalten ihres Kindes. Die lebenslange, geistige Behinderung dahinter bleibt oft unerkannt. Viele Betroffene scheitern als Erwachsene, wenn sie auf sich alleingestellt leben sollen. Depression, Kriminalität und Aggression kann die Folge sein.

„Nicht diagnostiziert heißt häufig für die Betroffenen ein Leben in ständiger Überforderung und auch sozialem Unverständnis“ , so Stephanie Pfeifer. „Diese Haltung, die man immer wieder dem Betroffenen vermittelt – der will nicht. Dabei müsste man einsehen, der kann ja nicht, da liegt eine Hirnschädigung vor.“

FASD ist nicht heilbar. Die Diagnose kann aber ein Umfeld ermöglichen, indem sich die Betroffen besser fühlen. Manche brauchen lebenslange Betreuung. In Wien wurden in den vergangenen zwei Jahren rund 50 Betroffene diagnostiziert, die Dunkelziffer liegt bei 1.000 betroffenen Neugeborenen pro Jahr. Der Verein FASD Hilfe Austria informiert über Ansprechpartner und Diagnosemöglichkeiten, wenn der Verdacht auf FASD besteht.