Zwei Zebrafinken auf einer Stange
dpa/Planck-Institut/Felix Brandl
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Sprachstörung

Von stotternden Finken lernen

Nicht nur Menschen, auch manche Vögel stottern. Bei Zebrafinken kann eine Fehlfunktion von Nervenzellen den Rede- bzw. Singfluss stören, berichten Forscherinnen und Forscher: Vermutlich steckt bei Menschen ein ähnlicher Mechanismus hinter der häufigen Sprachstörung.

Was die Sprache betrifft, sind sich Vögel und Menschen erstaunlich ähnlich. So haben Singvögel beispielsweise ein gewisses grammatikalisches Grundverständnis und auch im Hirn gibt es viele Parallelen. Deswegen dienen manche Arten und ihr Gezwitscher als beliebtes Modell für Forscherinnen und Forscher: z.B. Zebrafinken. Bei diesen erlernen die männlichen Tiere den Gesang erst durch Zuhören und Nachahmen, ähnlich wie Kinder. Und wie Menschen können sie auch Sprachstörungen entwickeln, z.B. kann der Singfluss stocken: Die Finken stottern.

Forscherinnen und Forscher der Tufts University haben ein solches Stottern nun vorübergehend künstlich – d.h. medikamentös – ausgelöst. So wollte das Team feststellen, was hinter der tierischen Sprachstörung stecken könnte. Die verabreichte Substanz stimulierte eine für den Vogelgesang wesentliche Gehirnregion. Die Neuronen dort begannen schnell hintereinander zu feuern. Und auch der Gesang der Vögel änderte sich, einzelne Silben wiederholten sich mehrmals schnell hintereinander, mitten im „Text“ gab es abnormal lange Pausen. Wie die Studienautoren nun im Fachmagazin „Current Biology“ berichten, klang das tatsächlich so, als würden die Tiere stottern.

Vorrübergehende Störung

Über mehrere Tage wurde der Effekt immer hörbarer, nach Ende der Behandlung hielt er noch wochenlang an. „Das legt nahe, dass das Feuern dieser Neuronen für langfristige Veränderungen in den Gesängen ausschlaggebend ist. Der Mechanismus könnte auch ein wichtiger Ansatzpunkt sein, um normale Lautabfolgen wiederherzustellen“, so Studienautorin Mimi Kao in einer Aussendung.

In früheren Studien habe man bereits ohne Substanzen versucht, die erlernten Gesangsstrukturen zu beeinflussen, etwa durch Lärm. Wenn sich die Vögel nicht mehr selbst beim Singen hören, stört das ihre Gesangsqualität. Offenbar habe die pharmazeutische Intervention im Gehirn einen ganz ähnlichen Effekt, erklären die Forscherinnen und Forscher. In beiden Fällen kehrt der „normale“ Vogelgesang nach Tagen oder spätestens Wochen zurück. Die Fehlfunktion der Neuronen verschwindet. Darin liege auch die Hoffnung bzw. der mögliche Ansatzpunkt für eine neuartige Behandlung von menschlichem Stottern, aber auch von anderen neurologischen Erkrankungen, die mit Sprechschwierigkeiten einhergehen, wie z.B. Parkinson.