Schatten von Gewaltszene
APA/dpa/Maurizio Gambarini
APA/dpa/Maurizio Gambarini
Vorbeugung

Gewalt gegen Frauen: Was man dagegen tun kann

Frauenmorde sind nach Ansicht von Forscherinnen nur die Spitze des Eisbergs. Dahinter stecke ein gesellschaftliches Problem. Gerade Krisen wie die CoV-Pandemie können zu einer Zunahme von Gewalt in Beziehungen führen können. Die Prävention sollte früh beginnen, die Gleichstellung und Unabhängigkeit von Frauen systematisch gefördert werden.

Jede vierte befragte Frau erlebte während der Lockdowns eine Zunahme von Konflikten in ihrer Beziehung, jede dritte Frau, die zu Hause keinen Rückzugsort hat, beschreibt die Stimmung als schlecht und eskalierend, so die Studie von Barbara Rothmüller von der Sigmund Freud Privatuniversität Wien.

Hinzu kommt, dass betroffene Frauen oft durch die Pandemie sozial isoliert sind, sagt Birgit Sauer, Politikwissenschaftlerin an der Uni Wien: „Wenn man nicht einfach rausgehen kann, etwas trinken gehen kann, oder zum Freund, zur Freundin oder zur Nachbarin gehen kann, dann kann das eine Art Druck-Kochtopf erzeugen.“ Gewalt könne dann als Ventil fungieren, damit der Druck abgebaut wird.

Doch dass Gewalt kein Mittel ist, um Konflikte zu lösen, das müssten Kinder schon ganz früh lernen. "Im Kindergarten sollte man damit anfangen und sagen: Das geht nicht – im Umgang mit anderen“, sagt Birgit Sauer. Auch in Schule müsste es regelmäßige Anti-Gewalt-Trainings geben – damit Burschen und Mädchen lernen, wie man partnerschaftliche Lösungen finden kann.

Selbständigkeit und Gleichstellung

Gewalt gegen Frauen gibt es in allen gesellschaftlichen Schichten. Aber es haben sich Faktoren herauskristallisiert, die das Risiko erhöhen können: Sauer nennt hier etwa Alkoholkonsum, Arbeitslosigkeit oder den Grad der Abhängigkeit der Partner voneinander, vor allem in ökonomischer Hinsicht. Eine größere Selbständigkeit beider Partner wirke sich hingegen positiv aus.

Politikwissenschaftlerin Stefanie Wöhl von der Fachhochschule für Wirtschaft, Management und Finance des BFI Wien plädiert für Änderungen auch in der Berufswelt: So müssten Betriebe auch Männern stärker ermöglichen, mehr als nur einen Papamonat in Karenz gehen zu können. Das zeigten auch erfolgreiche Modelle in anderen Staaten. Insgesamt gehe es um eine Veränderung unserer Lebensweise und unserer Ansprüche, aber auch darum, gleiche Rechte herzustellen, sowohl politisch als auch im sozialen Zusammenleben.

Auch beim Homeschooling habe man gesehen, dass die Ökonomie eine wesentliche Rolle spielt. Denn die Betreuung der Kinder hätten hier oft wiederum Frauen übernommen, weil der Partner mehr verdient. Doch es sei wichtig, dass Frauen ökonomisch unabhängig sein können, so die Politikwissenschafterin. Denn wenn eine Beziehung gewalttätig wird, falle es finanziell unabhängigen Frauen deutlich leichter, sich aus einer solchen Beziehung zu befreien.