Mann schläft im Bett
Artem Peretiatko/adobe stock
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Coronavirus

Aufnahmestopp im Schlaflabor

Zu Beginn der Coronavirus-Pandemie ist die Zahl der Personen mit Schlafstörungen in Österreich von sieben auf mehr als fünfzehn Prozent gestiegen, darunter auch viele Kinder und Jugendliche. Im Schlaflabor des AKH in Wien registriert man enormen Zulauf – und hat wegen des Andrangs einen Aufnahmestopp verhängt.

Am Abend kann man nicht einschlafen, in der Nacht wacht man auf, am Tag fühlt man sich erschöpft: Seit der Coronavirus-Pandemie melden sich besonders viele Menschen zur Untersuchung im Schlaflabor an, sagt Stefan Seidel, Leiter der neurologischen Schlafambulanz an der Meduni Wien: Die Wartezeit für einen ersten Termin an der Ambulanz betrage sechs bis sieben Monate. Nun habe man sogar einen Aufnahmestopp verhängt, damit man die bisherige Warteliste abarbeiten kann.

Zu wenig Licht und Bewegung

Schlafstörungen steigen – und zwar besonders bei Kindern und Jugendlichen. Eine Untersuchung der Uni Salzburg besagt, dass jeder dritte Sechs- bis Vierzehnjährige unter Problemen mit dem Ein- und Durchschlafen leidet. Eine Studie der Donau-Uni Krems zeigt, dass ein Viertel der 18- bis 24-Jährigen Schlafstörungen hat. Christoph Pieh vom Department für Psychotherapie der Donau-Universität Krems berichtete Mitte März bei einem Online-Fortbildungsseminar, dass sich die Rate der Personen mit Schlafstörungen insgesamt verdoppelt hat: von etwa sieben Prozent vor der Pandemie auf etwa 15 Prozent im April 2020.

Hierfür gibt es mehrere Gründe: zu wenig Bewegung etwa und den Mangel an Lichtexposition, weil Menschen viel mehr Zeit zu Hause in den eigenen vier Wänden verbracht haben.

Home-Office, Distance Learning – viel Zeit am Computer und wenig Sonnenlicht – das alles kann den Rhythmus aus dem Gleichgewicht bringen. Hinzu komme, dass durch die Isolation auch oft psychische Probleme entstehen können wie Depressionen oder Angststörungen – was Schlafprobleme wiederum verstärkt.

Ausbruch aus der Gedankenspirale

Im Schlaflabor wird – nach dem Erstgespräch – medizinisch abgeklärt, ob der schlechte Schlaf organische Ursachen hat. Hier kann man Körpersignale und Schlafphasen messen: etwa ob die Betroffenen unter Schlafapnoe leiden – also einem kurzen Aussetzen der Atmung, oder ob sich die Beine extrem viel bewegen.

Gibt es keine organischen Ursachen für die Schlafprobleme, wird die Psyche betrachtet: Oft findet man hier einen Auslöser – eine Mobbing Situation, einen Todesfall in der näheren Verwandtschaft, eine Krankheit, oder: die „Gedankenspirale“. Stefan Seidel erklärt sie so:

„Zum Beispiel: Ich habe schlecht geschlafen in den letzten ein, zwei Wochen, also werde ich wieder schlecht schlafen. Und dann werde ich nicht so viele Dinge schaffen, wie ich das gewöhnt bin. Das bereitet mir Sorgen, ich bin deshalb verängstigt oder angespannt – und dann schließt sich der sogenannte Teufelskreis."

Aus diesem auszubrechen versucht man in der Therapie. Eine Studie der Meduni Wien hat gezeigt, dass etwa Optimismus ein entscheidender Faktor ist: Wenn wir uns vorstellen, dass es wieder besser werden kann – allein dieser Gedanke führe viele schon wieder zu einem besseren Schlaf.

Im Rhythmus des Lichts

Darüber hinaus sollte man auf die sogenannten Taktgeber achten, sagt Stefan Seidel: mehr Tageslicht – vor allem in der ersten Hälfte des Tages – und weniger Zeit am Handy oder Computer verbringen. So sei es vor allem am Abend besser, etwa Radio zu hören als ins Tablet oder aufs Handy zu schauen. Und auch wenn man körperlich aktiv war, schläft man in den meisten Fällen besser, als wenn man seine Zeit nur vor dem Bildschirm verbracht hat.

Ganz wesentlich ist außerdem eine gewisse Stabilität im Schlaf-Wach-Rhythmus: Der Schlafforscher rät, nicht einmal spät und dann wieder früh ins Bett zu gehen. Stattdessen sollte man eine Art Gewohnheitstier werden – zumindest was den Schlaf betrifft.