Weißer Schaum: Stark verschmutzter Fluss in Indien
SAJJAD HUSSAIN/AFP
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Artensterben

Schlimmer als ein Asteroideneinschlag

Zerstörte Lebensräume, Klimawandel, Umweltverschmutzung – was der Mensch mit der Natur macht, hat dramatische Folgen. Eine Studie beziffert nun den Schaden für die Artenvielfalt: Für manche Ökosysteme ist der Einfluss des Menschen sogar noch schlimmer als ein Asteroideneinschlag.

Süßwasser-Ökosystemen zeichnen sich durch eine hohe Artenvielfalt aus. Während sie nur ein Prozent der Erdoberfläche bedecken, beherbergen sie etwa zehn Prozent des globalen Artenreichtums. Doch die Aussterberaten in diesen Ökosystemen seien „alarmierend hoch“, schreibt nun ein Forscherteam um den Paläontologen Mathias Harzhauser vom Naturhistrischen Museum Wien im Fachblatt „Communications Earth & Environment“.

Die Forscher hatten Daten von tausenden fossilen und lebenden Süßwasser-Schneckenarten Europas aus den vergangenen 200 Millionen Jahren gesammelt. Und konnten damit zeigen, wie schnell neue Arten entstehen und wie lange die Erholungsphasen nach großen Aussterbeereignissen dauern.

„Wesentlich erschreckender“

Der Studie zufolge waren etwa die Auswirkungen des Asteroideneinschlags vor 66 Millionen Jahren, der zum Aussterben der Dinosaurier führte, noch stärker als bisher vermutet und hätte fast das Ende für das Leben im Süßwasser bedeutet. Als „wesentlich erschreckender“ bezeichnen die Forscher allerdings, dass diese Krise von der vorhergesagten zukünftigen Aussterbewelle noch drastisch übertroffen wird. Ihren Angaben zufolge ist die prognostizierte Aussterberate von Süßwasser-Schnecken um drei Größenordnungen höher als beim Asteroiden-Einschlag.

Demnach ist bereits 2120 wahrscheinlich ein Drittel der heute lebenden Süßwasserarten verschwunden. „Das Tempo, mit dem wir heute Arten verlieren, ist beispiellos und wurde in der Vergangenheit noch nicht einmal bei größten Aussterbungskrisen erreicht“, wird Neubauer in einer Aussendung zitiert.

Die Autoren weisen darauf hin, dass die Ökosysteme nach dem Asteroiden-Impakt fast fünf Millionen Jahre benötigten, um sich einigermaßen zu erholen, erst nach zwölf Millionen Jahren sei das Gleichgewicht zwischen Entstehen und Verschwinden von Arten wieder erreicht worden. „Wir denken in geologisch gesehen lächerlich kurzen Zeitspannen und dabei wird unser Handeln noch für Millionen von Jahren das Leben auf der Erde beeinflussen – selbst wenn es dann schon längst keine Menschen mehr geben wird“, so Harzhauser.