Hand mit Geldscheinen vor einer Computertastatur
New Africa – stock.adobe.com
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Transparency

Pharmazahlungen an Ärzteschaft in der Kritik

Es darf nicht von Rabatten oder Sponsorings für die Ärzteschaft abhängen, welches Medikament verschrieben wird – doch genau diese Gefahr bestehe derzeit, sagt Transparency International Austria.

Die Anti-Korruptionsorganisation kritisiert, dass Zahlungen der Pharmaindustrie an die Ärzteschaft in Österreich nämlich noch immer nur zu einem sehr geringen Teil offengelegt werden: Derzeit seien es weniger als zwanzig Prozent.

140 Millionen Euro an die Ärzteschaft

Honorare für Forschungsprojekte, Vorträge, Beratungen, Einladungen oder einfach Spenden: 140 Millionen Euro sind es, die die Pharmaindustrie pro Jahr in Österreich zahlt – an Ärztinnen und Ärzte sowie an medizinische Einrichtungen. Aber: Trotz der Initiative von Transparency International Austria habe sich die Quote der deklarierten Zahlungen in den vergangenen fünf Jahren nicht erhöht, sagt Andrea Fried von Transparency. Lediglich 18,5 Prozent der Zahlungen der Pharmaindustrie werden namentlich genau zugeordnet. Damit befinde sich Österreich im Schlussfeld Europas.

Pharmig für mehr Transparenz, aber auf freiwilliger Basis

Besonders transparent laufen diese Zahlungen hingegen etwa in Belgien, in den Niederlanden oder in Spanien ab: Hier werden hundert Prozent namentlich offengelegt. Das Problem: In Österreich können die Ärztinnen und Ärzte selbst entscheiden, ob die Zahlungen deklariert werden – aber das funktioniere nicht, sagt Andrea Fried. Es gebe nur wenige Ausnahmen, die sich tatsächlich um Transparenz bemühen und Namen offenlegen.

Beim Verband der pharmazeutischen Industrie Österreichs Pharmig bestätigt man auf Anfrage von science.ORF.at, dass nur rund ein Fünftel der Ärzteschaft die Erlaubnis dazu gebe, die an sie geleisteten Zahlungen öffentlich zu machen. Ziel der pharmazeutischen Industrie sei es, eine möglichst hohe Offenlegungsrate zu erreichen. Allerdings: auf freiwilliger Basis.

Transparency für gesetzliche Regelung

Für Transparency International ist das Modell der Freiwilligkeit und der Selbstkontrolle gescheitert, hier brauche es eine gesetzliche Verpflichtung zur Offenlegung der Zahlungen.
In den USA habe man 2012 den sogenannten „Sunshine Act“ geschaffen: In einer großen Datenbank werde registriert, wer wieviel Geld von welcher Firma bezieht, und diese Datenbank sei für alle einsehbar. Hier könne man auch beobachten wie sich die Zahlungen entwickeln: So würden großteils jene Projekte gefördert, die auch öffentlich gemacht werden können.

Handlungsbedarf sieht Transparency International deshalb auch in Österreich. Denn die Patientinnen und Patienten sollten die Behandlung erhalten, die nach bestem medizinischen Wissen und nach den besten Standards notwendig ist – und es dürfe nicht von Prozenten, Rabatten oder Sponsorings abhängen, welches Medikament der Arzt oder die Ärztin verschreibt.