Ein junger Mann hört einem anderen zu
BullRun – stock.adobe.com
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Onlineplattform

Unterstützung für Junge auf Augenhöhe

Identitätssuche, Angst vor Mobbing, Gruppendruck – über solche Themen spricht es sich leichter mit Gleichaltrigen als mit Erwachsenen. Genau das will eine neue Onlineplattform möglich machen: Das wissenschaftlich begleitete Projekt bringt betroffene Jugendliche in Kontakt mit geschulten Personen aus ihrer Altersgruppe, um sich über Probleme auszutauschen.

In der Jugend sehen sich viele mit einschneidenden Veränderungen konfrontiert: Es geht um Schulwechsel und Ausbildungsfragen, um Sexualität und Geschlechtsidentität, um Aussehen und Körperwahrnehmung. Weil die eigenen Freunde und Familie oft nicht die richtigen Ansprechpartner bei solchen Problemen sind, haben die Ludwig Boltzmann Gesellschaft und die Karl Landsteiner Privatuniversität ein neues Projekt initiiert: die Onlineplattform OPEN.

Geschulte Jugendliche als Ansprechpersonen

Es handle sich um ein offenes Netzwerk, in dem Jugendliche dabei unterstützt werden, in Kontakt zu treten und zu kommunizieren, sagt der Psychotherapeut und wissenschaftliche Leiter von OPEN, Markus Böckle. OPEN steht für „Online Peer Encouragement Network“. Die Plattform, also die Funktionalität und das Design, wurde gemeinsam mit Jugendlichen in einem Citizen Science Projekt entwickelt und steht in enger Verbindung mit dem Forschungsprojekt D.O.T. – Die Offene Tür, ein Unterstützungsangebot für Kinder psychisch kranker Eltern.

Ö1-Sendungshinweis

Dem Thema widmet sich auch ein Beitrag in Wissen aktuell: 9.6., 13:55 Uhr.

Bei OPEN werden die jugendlichen Ansprechpersonen, die Peerbegleiterinnen und -begleiter, von Psychologinnen und Psychotherapeuten in der Kommunikation mit hilfesuchenden Gleichaltrigen geschult. „Damit sie gut auf die Fragen der Jugendlichen antworten und ihnen bei ihren Schwierigkeiten Hilfestellungen anbieten können“, so Böckle.

Fachleute im Hintergrund

Um das zu gewährleisten und damit die eigenen Grenzen in der Beratung zu erkennen und selbstständiger zu werden, stehe den Peerbegleitern laufend Supervision zu Verfügung, sagt die Psychiaterin Beate Schrank von der Karl Landsteiner Privatuniversität. „Diese Supervision ist eher eine Art personalisierte Weiterbildung und Qualitätssicherung“, so Schrank.

Deswegen funktioniere die Plattform auch nicht wie ein Live-Chat, so Schrank. Die Antworten sollen zwei bis drei Tage nach einer Anfrage kommen. Für akute Krisen sei die Plattform nicht gedacht. „Das ist weder eine Krisenintervention noch eine psychiatrische Behandlung in den Händen von Jugendlichen, sondern ein niederschwelliges Angebot“, erklärt Schrank.

Start in Niederösterreich im Herbst

Die Ausbildung der ersten Peerbegleiter startet im Herbst, ab Dezember soll OPEN für Anfragen zur Verfügung stehen, zunächst in Niederösterreich, später auch in Wien. Die Caritas wird die Abwicklung des Projekts übernehmen, dann hofft man, das Angebot auf ganz Österreich ausweiten zu können. Bewerbungen für die Peerbegleitung werden bereits angenommen. Informationen dazu findet man auf der Webseite des Projektes.