Ärztin mit Datenblatt im Krankenhaus
©ipopba – stock.adobe.com
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„Long Covid“

Leitlinien sollen Behandlung verbessern

Erschöpfung und Atemnot noch Monate nach der akuten Coronavirus-Infektion: Nicht immer werden Symptome von „Long Covid“ wie diese in der Hausarztpraxis erkannt. Neue medizinische Leitlinien sollen nun Diagnose und Behandlung verbessern.

Auch junge Menschen ohne Vorerkrankungen leiden an „Long Covid“, an Erschöpfung oder Atemnot nach einer akuten Infektion. Fast ein Viertel aller Befragten hat zwei bis drei Monate nach der Infektion noch Beschwerden, mindestens zehn Prozent sind es nach mehr als zwölf Wochen. Das zeigt eine noch nicht publizierte Studie der Karl Landsteiner Privatuniversität in Krems, sagt Susanne Rabady, die dort das Kompetenzzentrum für Allgemeinmedizin leitet.

Besonders häufig leiden die Betroffenen an Geruchs- und Geschmacksstörungen und an Schwäche und Abgeschlagenheit. Hier gibt es allerdings unterschiedliche Schweregrade: Manche Patientinnen und Patienten fühlen sich müde und mitgenommen, andere sind so geschwächt, dass sie kaum einen Fuß vor den anderen bringen.

Abklärung der Ursachen …

Susanne Rabady erarbeitet gemeinsam mit den jeweiligen Fachgesellschaften die Leitlinien für die „Long Covid“-Diagnose und -Therapie, die künftig als Grundlage für Allgemeinmediziner und -medizinerinnen dienen sollen.

Zunächst muss abgeklärt werden, ob die Müdigkeit, Konzentrationsstörungen oder Atemnot organische Ursachen haben: wie etwa Herz- oder Lungenerkrankungen. Findet man hier ein Problem, zielt die Behandlung darauf ab, diese Erkrankung zu heilen. Komplizierter wird es, wenn organische Ursachen ausgeschlossen werden können.

Bei dauerhafter Erschöpfung sei ein erster Schritt zu fragen, was die Betroffenen im Alltag noch bewältigen können und was nicht. Hierfür gebe es Skalen, anhand derer man den Grad der Erschöpfung erheben kann.

… und Symptome

Dann werden sich die Ärztinnen und Ärzte erkundigen, worin die Erschöpfung genau besteht: ob sie sich auf alle Lebensbereiche bezieht oder nur auf bestimmte. Anschließend könne man abklären, ob der oder die Betroffene Muskelkraft verloren hat, oder ob er oder sie möglicherweise zu wenig Luft bekommt. So erfährt man, worin genau diese Schwäche besteht.

Auch zu bedenken sei, dass einige Menschen nach der akuten Covid-Erkrankung eine Belastungsstörung entwickeln, also eine seelische oder mentale Beeinträchtigung. Das abzuklären ist nicht immer einfach, sagt Susanne Rabady. Wesentlich sei immer die Frage, inwieweit der betroffene Mensch in seinem Alltag beeinträchtigt ist, und wie man das verbessern kann.

Alles langsam angehen

Eine Möglichkeit ist das sogenannte Pacing: „Also schön langsam anfangen“, erklärt die Allgemeinmedizinerin. Auch wenn jemand sehr sportlich war, soll er nicht gleich mit dem Jogging-Programm starten, sondern zunächst langsam spazieren gehen, und auch die Alltagsbelastung nur nach und nach steigern.

Es sei normal, wenn man nicht gleich wieder alles kann, das müsse man wissen. Besonders schwierig sei das für Menschen, die zuvor sehr leistungsfähig waren, sagt Rabady: Sie hätten oft Probleme mit dem Zurückschalten und seien psychisch bisweilen recht mitgenommen. Hier sei die Begleitung der Patientinnen und Patienten entscheidend, die erklären und motivieren kann. Und noch etwas: Ganz wichtig sei es zu wissen, dass diese Symptome nach Covid – so wie bei den anderen Erschöpfungssyndromen nach viralen Infekten oder nach entzündlichen Erkrankungen – bei den allermeisten wieder verschwinden.

Bis Ende Juni könnten die Leitlinien zur Behandlung von „Long Covid“ nun fertig werden, sagt Susanne Rabady. Das wäre wohl auch für die Betroffenen eine große Erleichterung.