Glas mit alkoholischen Inhalt, daneben eine Hand
APA/GEORG HOCHMUTH
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Weniger Alkoholkonsum zu Beginn der Pandemie

In den ersten Monaten der Pandemie, zwischen April und Juli 2020, hat der Alkoholkonsum in fast ganz Europa abgenommen. Die zwei Ausnahmen laut einer neuen Studie: Großbritannien und Irland.

In Irland änderte sich im Vergleich zu „vor Corona“ nichts, in Großbritannien wurde sogar mehr getrunken, heißt es in der Studie, die soeben im Fachmagazin „Addiction“ erschienen ist.

Komatrinken wurde seltener

Ein Team um Carolin Kilian von der Technischen Universität Dresden hat dafür Angaben von rund 32.000 Alkoholkonsumentinnen und -konsumenten ausgewertet. Sie stammen aus 21 europäischen Ländern, Österreich war nicht Teil des European Alcohol and COVID-19 Survey. Am stärksten fiel der Rückgang des Alkoholkonsums in Albanien, Finnland, Griechenland, Italien, der Slowakei und Spanien aus. Vor allem Komatrinken wurde seltener.

Stress spielte generell eine wichtige Rolle: Wer sich durch die Pandemie besonders gestresst fühlte, trank eher mehr Alkohol als andere. Auch das Einkommen war wichtig: Reichere Menschen verringerten ihren Alkoholkonsum in den ersten Monaten der Pandemie am stärksten – speziell dann, wenn sie keine unmittelbaren Einkommensverluste hatten. Bei Menschen mit geringeren Einkommen zeigte sich dieser Zusammenhang weniger.

Hauptgrund für den verringerten Alkoholkonsum zu Beginn der Pandemie könnte laut Studie die geringere Verfügbarkeit gewesen sein – in den Lockdowns waren Gaststätten und andere Lokale geschlossen. Wie es danach weitergegangen ist, war nicht Teil der aktuellen Auswertung. Erkenntnisse aus anderen Umfragen legen aber nahe, dass der Alkoholkonsum und damit das Problem von Alkoholismus im Verlauf der Pandemie wieder zugenommen hat.

Wiens Suchtkoordinator rechnet mit mehr Patienten

Die Coronavirus-Pandemie habe die Situation verschärft, berichtete etwa Ewald Lochner, Leiter der Wiener Sucht- und Drogenkoordination. Es gibt noch keine konkreten statistischen Daten für Österreich zu den Folgen der Coronavirus-Pandemie auf den Alkoholkonsum. Doch aus Studien sei bereits jetzt herauslesbar, dass sich die Problematik im Verlauf der Pandemie verschärft hat, berichtete Lochner.

Menschen haben mehr getrunken, und die Situation bei jenen, die bereits vor Corona in dieser Hinsicht Probleme hatte oder gefährdet waren, habe sich verschlechtert. Letztere Gruppe würde schon jetzt vermehrt Therapieangebote in Anspruch nehmen, sagte Lochner.

„Wir gehen wirklich davon aus, dass es sowohl im Bereich der Sozialpsychiatrie als auch im Bereich der Sucht zu einer Steigerung der Leistungsnachfrage für Behandlungen in den nächsten Jahren von mindestens zehn bis 15 Prozent“ kommen wird, prognostizierte Lochner. Seine Abteilung, die Sucht- und Drogenkoordination, ist mit der Umsetzung der strategischen und operativen Ziele der Wiener Sucht- und Drogenpolitik betraut.