Aristolochia microstoma
Thomas Rupp et al.
Thomas Rupp et al.
Biologie

Pfeifenblume lockt Fliegen mit Todesduft

Eine bisher unbekannte Bestäubungsstrategie bei Pflanzen haben Salzburger Forscher und Forscherinnen entdeckt. Eine Pfeifenblume produziert einen Geruch, der an verwesende Insekten erinnert. Sie lockt damit Fliegen in ihre Blütenfalle, die auf Englisch „coffin flies“ heißen – „Sargfliegen“.

Die Pflanzengattung der Pfeifenblumen oder Pfeifenwinden (Aristolochia) umfasst mehr als 500 Arten auf der ganzen Welt, vor allem in den Tropen und Subtropen. Bekannt sind sie vor allem aufgrund ihrer auffälligen Blüten, die ihre Bestäuber zeitweise gefangen halten.

Meister der Täuschung

Die Pfeifenwinde gelten dabei als Meister der Täuschung. Von vielen Arten ist bekannt, dass sie einen Brutplatz vortäuschen und „zum Beispiel den Geruch von Aas oder Fäkalien von Säugetieren, verrottenden Pflanzen oder Pilzen imitieren“, erklärte Erstautor Thomas Rupp, Doktorand an der Uni Salzburg. Das lockt bestimmte Fliegen an, die dort ihre Eier ablegen. Die Art „Aristolochia rotunda“ täuscht dagegen eine Nahrungsquelle bestimmter Fliegen vor, indem sie Alarmpheromone von Wanzen imitiert, die diese abgegeben, wenn sie angegriffen werden.

Die Forscher und Forscherinnen um Stefan Dötterl, Leiter der Arbeitsgruppe Pflanzenökologie und des Botanischen Gartens der Universität Salzburg, und Stefan Wanke von der Technischen Universität Dresden haben in der aktuellen Studie die Bestäubungsstrategie der nur in Griechenland vorkommenden Art „Aristolochia microstoma“ untersucht. Deren Blüten sind unauffällig, bräunlich, und wachsen horizontal, teilweise vergraben oder nahe am Boden unter Laubstreu oder Steinen. Sie verströmen einen unangenehmen, aasähnlichen Geruch, den auch Menschen wahrnehmen können.

Falle für Fliegen

Wie die Forscher im Fachjournal „Frontiers in Ecology and Evolution“ berichten, geben die Blüten dieser Pflanzenart eine ungewöhnliche Mischung von flüchtigen Stoffen ab. „Sie enthält Alkylpyrazine, die sonst nur selten von blühenden Pflanzen produziert werden“, so Dötterl. Konkret enthält der Duft 2,5-Dimethylpyrazin, ein Molekül, das weder in Wirbeltierkadavern noch in Fäkalien vorkommt, wohl aber in toten Käfern. Die Forscher gehen davon aus, dass dies der erste bekannte Fall einer Blume ist, die Bestäuber austrickst, indem sie eher nach verwesenden Insekten als nach Wirbeltier-Aas riecht.

Fliegen aus der Gattung Megaselia werden genau von solchen Gerüchen angelockt, wenn sie nach Insektenleichen suchen, um ihre Eier darin abzulegen. Dringen sie dann in eine Blüte ein, werden sie von nach unten gerichteten Haaren zu einem kleinen Raum mit den Geschlechtsorganen der Pflanze geleitet. Durch die Haare in der Blüte gefangen deponieren sie mitgebrachten Pollen auf den weiblichen Organen. Dann reifen die Staubgefäße und setzen eigene Pollen frei, die an der Fliege haften bleiben. Sobald die Haare, die den Ausgang blockieren, verwelken, können die Bestäuber wieder entkommen.

Zeitdauer unbekannt

Wie lange die Fliegen in Blüten von „Aristolochia microstoma“ gefangen sind, haben die Wissenschaftler noch nicht untersucht. „In verwandten Arten in Spanien dauert die weibliche Blütenphase zwischen drei und sechs Tage lang – je nachdem, zu welchem Zeitpunkt eine Fliege dann in die Blüte hineingeht, wäre dies die maximale Dauer der Gefangenschaft“, erklärte Rupp gegenüber der APA. Er geht davon aus, dass die Zeitspanne auch in der untersuchten Pfeifenwinden-Art ähnlich ist, mindestens einen Tag sollte es aber dauern.