Batagai-Permafrost-Abbruch in Sibirien
Alfred-Wegener-Institut / Thomas Opel
Alfred-Wegener-Institut / Thomas Opel
Klimageschichte

Ältester Permafrostboden in Sibirien entdeckt

Ein internationales Forscherteam hat den ältesten Permafrostboden in Sibirien entdeckt. Die 50 Meter unter der Oberfläche liegende Bodenschicht ist seit rund 650.000 Jahren gefroren – sie überdauerte damit bereits mehrere Kalt- und Warmzeiten.

Permafrostböden müssen also selbst in wärmeren Zeiten nicht gänzlich abtauen, wie Experten und Expertinnen des Alfred-Wegener-Institut (AWI) am Dienstag in Bremerhaven mitteilten. So überstand der untersuchte Permafrostboden offensichtlich auch besonders warme Phasen vor rund 130.000 Jahren, als es in der Arktis im Sommer rund vier bis fünf Grad Celsius wärmer war als heute.

Empfindlich gegenüber menschlichen Störungen

Andererseits zeigt der Fund nahe der ostsibirischen Gemeinde Batagai demnach aber auch, wie empfindlich der Permafrostboden auf Störungen durch den Menschen reagiert. Der 650.000 Jahre alte Permafrost liegt an einem Berghang eigentlich in rund 50 Metern Tiefe, wo permanent eine Temperatur von etwa minus zehn Grad Celsius herrscht.

Ein Teil des Hangs aber wurde zwischen den 1940er- und 1960er-Jahren teilweise entwaldet und mit schweren Kettenfahrzeugen einer nahen Mine befahren. Dadurch ging die schützende und isolierende Pflanzendecke verloren, berichten die Forscherinnen und Forscher in der Fachzeitschrift „Quaternary Research“. In der Folge taute der jüngere Permafrost an der Oberfläche im Sommer auf, bis der Boden schließlich ins Rutschen geriet und den alten Permafrost freilegte.

Batagai-Permafrost-Abbruch in Sibirien
Alfred-Wegener-Institut / Alexander Kizyakov, Lomonosov Moscow State University
Batagai-Permafrost-Abbruch in Sibirien

Der Schaden sei irreparabel, weil der offen liegende Permafrostboden in jedem Sommer weiter abtaue. In den vergangenen 50 Jahren habe sich die Hangrutschung bereits auf eine Breite von rund 900 Metern ausgedehnt, erklärte AWI-Forscher Thomas Opel.

Permanent gefroren

Beim Permafrost handelt es sich um Böden und Gesteine, die permanent gefroren sind, teilweise bis zu mehrere hundert Meter tief. Sie kommen vor allem in Nordamerika und Sibirien, aber auch in Hochgebirgen vor und konservieren wie eine gigantische Gefriertruhe riesige Mengen abgestorbener Biomasse, vor allem Pflanzenreste, aber auch Überreste von Tieren der letzten Eiszeit wie Mammut oder Wollnashorn.

Taut der Permafrost auf, werden Bakterien aktiv, welche die uralte Biomasse abbauen und durch ihren Stoffwechsel die Klimagase Kohlendioxid und Methan freisetzen. Wegen des Klimawandels befürchten Fachleute, dass sich dadurch der Treibhauseffekt noch verstärkt.