Curevac-Impfstoff nicht so wirksam wie erhofft

Im Juni wollte Curevac einen weiteren CoV-Impfstoff zur Zulassung in Europa anmelden. Seit Mittwochabend ist klar, dass die Zulassungsstudien nicht die erhofften Ergebnisse bei der Wirksamkeit liefern können. Der unabhängige Studienleiter führt das auf die Beschaffenheit und Dosierung des Impfstoffs zurück. Eine Modifizierung könnte vielleicht noch eine Zulassung bringen.

Etwa 40.000 Probandinnen und Probanden sind in Europa und Lateinamerika in die Zulassungsstudien von Curevac eingebunden. Eine zweite Zwischenanalyse zeigte nun, dass der Impfstoff nur eine Wirksamkeit von 47 Prozent erreicht und damit die Wirksamkeitsziele verfehlt.

Im Vergleich dazu: Der AstraZeneca-Impfstoff erreicht eine Wirksamkeit von bis zu 80 Prozent, jener von Biontech und Pfizer liegt bei 90 Prozent, der von Moderna bei 94 Prozent. Curevac führt das auch auf die veränderte Pandemielage zurück und argumentiert mit der Vielzahl an Virusvarianten, die derzeit im Umlauf sind. Dem widerspricht der unabhängige Studienleiter Peter Kremsner, Infektiologe am Universitätsklinikum Tübingen.

Grund: Dosierung und Beschaffenheit der mRNA

Nicht die Virusvarianten hätten die Probleme bei der Wirksamkeit gebracht, die Beschaffenheit des Impfstoffs sei die Ursache dafür, sagt Kremsner. „Ich denke, es ist die Dosierung, schlicht die niedrigere Dosis, die der Curevac-Impfstoff verwendet im Vergleich zu den Biontech- und Moderna-mRNA-Impfstoffen“, so der Infektiologe.

Beim Biontech-Pfizer-Vakzin kommen 30 Mikrogramm mRNA zum Einsatz, der Impfstoff von Moderna enthält 100 Mikrogramm. Bei Curevac waren es nur zwölf Mikrogramm, und, so Kremsner, die beiden anderen hätten auf eine chemisch leicht modifizierte mRNA gesetzt, „sodass sie letztlich besser verträglich sind, auch immunogener und, das Wichtigste natürlich, auch wirksamer sind, als wenn man fast unveränderte mRNA spritzt, wie wir das in unserer klinischen Studie mit dem Curevac-Impfstoff gemacht haben“, sagt Kremsner.

Impfstrategie: Keine Folgen für Österreich

Eine höhere Dosierung sei beim Curevac-Vakzin wegen der Verträglichkeit nicht möglich, erläutert Kremsner. Die Daten zum Curevac-Impfstoff wurden nun an die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) übermittelt. Abgeschlossen ist die Zulassungsstudie laut Curevac noch nicht. Die endgültige Wirksamkeit könne sich noch verändern, zum Positiven wie zum Negativen, so Kremsner. „Man kann sich ausrechnen, dass man bei der Wirksamkeit im allerbesten Fall nicht viel über 60 Prozent wird kommen können. Und wenn es schlecht läuft, sind es 30 Prozent oder es bleibt bei 50 Prozent“, so der Studienleiter.

Um eine Zulassung zu erreichen, müsse der Impfstoff mit großer Wahrscheinlichkeit modifiziert werden, sagt Kremsner. Österreich hat drei Millionen Dosen des Curevac-Impfstoffs bestellt. Aus dem Gesundheitsministerium heißt es dazu in einer Stellungnahme: Die europäische Impfstoffbeschaffung basiere auf einem breiten Portfolio an Impfstoffkandidaten, um für etwaige Ausfälle gerüstet zu sein. Für die österreichische Impfstrategie habe die Entwicklung rund um Curevac daher keine Auswirkungen.