Die Verpackung eines Unkrautvernichtungsmittels, das den Wirkstoff Glyphosat enthält
dpa-Zentralbild/Patrick Pleul
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Neubewertung

Glyphosatverbot in EU unwahrscheinlich

Die jüngste Risikobewertung des umstrittenen Unkrautvernichtungsmittels Glyphosat stärkt dem Chemiekonzern Bayer den Rücken. Laut der neuen von der Europäischen Kommission in Auftrag gegebenen Studie erfüllt Glyphosat die Zulassungskriterien für die menschliche Gesundheit.

Das Mittel sei weder krebserregend noch erbgutschädigend und es gebe kein Risiko für Verbraucher – zu dieser übereinstimmenden Bewertung waren die Prüfbehörden in Frankreich, den Niederlanden, Schweden und Ungarn gekommen, die von der EFSA beauftragt worden waren. Die EU-Kommission hatte Ende 2017 die Zulassung von Glyphosat um fünf Jahre verlängert und muss nun neu entscheiden. Im September soll eine erste Gesprächsrunde stattfinden und anschließend die EU-Mitgliedsstaaten einbezogen werden. Eine endgültige Empfehlung der EFSA ist im zweiten Halbjahr 2022 zu erwarten.

Glyphosat wurde von der Bayer-Tochter Monsanto entwickelt und von den Amerikanern und nun auch von Bayer unter dem Markennamen Roundup vertrieben. Das Herbizid wird aber auch von anderen Firmen hergestellt, da das Patent seit Jahren abgelaufen ist. Bayer sieht sich wegen des Unkrautvernichters in den USA mit rund 9.300 Klägern konfrontiert, da Glyphosat im Verdacht steht, krebserregend zu sein. Der Leverkusener Agrarchemie- und Pharmakonzern hat immer wieder beteuert, dass Glyphosat bei sachgemäßer Anwendung sicher sei und sich dabei auf mehr als 800 wissenschaftliche Studien berufen.

Umstrittene Studien

In Österreich wurde vor rund einem Monat ein Teilverbot des umstrittenen Unkrautvernichtungsmittels beschlossen. An sensiblen Orten wie Kinderspielplätzen, Parks sowie Einrichtungen der Altenbetreuung oder Gesundheitseinrichtungen darf es künftig nicht mehr eingesetzt werden darf. Ebenso sind Haus- und Kleingartenbereich und private Verwendung betroffen. In der Landwirtschaft, in der es bei weitem am meisten zum Einsatz kommt, bleibt es aber weiterhin erlaubt.

Die NGO Global 2000 kritisiert indes, dass für die neue Bewertung auf EU-Ebene keine neue und entlastende Krebsstudie vorgelegt worden sei. Grundlage seien "wissenschaftlich höchst umstrittene alten Herstellerstudien aus dem vergangenen Zulassungsverfahren. „Zwar werden die Argumente, mit denen die EU-Behörden ihren erneuten Freibrief für Glyphosat rechtfertigen, erst Anfang September einsehbar sein, wenn die EFSA den Zwischenbericht der Glyphosat-Bewertung im Rahmen einer öffentlichen Konsultation veröffentlicht“, erklärte Global 2000-Umweltexperte Helmut Burtscher-Schaden in einer Aussendung. Auf die Reaktionen aus der unabhängigen Wissenschaft dürfe man aber schon heute gespannt sein.