Bauch einer hochschwangeren Frau
APA/dpa-tmn/Mascha Brichta
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Bevölkerung

Babyboom nach pandemischem Geburtenknick

Der Ausbruch der CoV-Pandemie hat im vergangenen Jahr zu einem Geburtenknick geführt. Im Februar und März dieses Jahres folgte darauf nun ein kleiner Babyboom. In Österreich trat dieser etwas früher ein als in anderen europäischen Ländern. Für die verzögerte Familienplanung gibt es laut Experten mehrere Gründe.

Die Zahl der Neugeborenen war im Februar dieses Jahres um mehr als acht Prozent höher als im Februar 2020. Und auch im März wurden mit einem Plus von 3,5 Prozent mehr Babys geboren als noch vor einem Jahr. Das zeigen die Auswertungen des Demographen Tomas Sobotka von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW).

Pandemie beeinflusst Familienplanung

„Einige Paare haben ihren Kinderwunsch nachgeholt, den sie bei Ausbruch der Pandemie aufgeschoben haben“, erklärt der Bevölkerungswissenschaftler. Wie in vielen anderen europäischen Ländern auch kam es in Österreich im Dezember 2020 zu einem Geburtenknick. Die Geburtenrate brach um rund fünf Prozent ein. Doch bereits im Mai kehrte mit Ende des ersten Lockdowns die Zuversicht zurück und damit auch der Kinderwunsch. „Das Gefühl, dass es vorbei ist, kam in Österreich schon etwas früher. Viele andere Länder verzeichnen den größten Geburtenanstieg erst im März und nicht bereits im Feber.“ Deutschland beispielsweise verzeichnet im März 2021 mit einem Plus von zehn Prozent den größten Geburtenzuwachs seit 20 Jahren.

Österreich kam relativ gut durch die erste Welle. Das sieht man unter anderem daran, dass der Geburtenknick im Dezember vergangenen Jahres mit einem Minus von rund fünf Prozent schwächer ausfiel als in anderen Ländern. Spanien verzeichnete beispielsweise einen Einbruch von rund zwanzig Prozent und auch in Italien (minus 14 Prozent) und Portugal (minus 19 Prozent) war der Geburtenrückgang ausgeprägter. „Das könnte zum Teil daran liegen, dass in einigen Ländern die Pandemie-Situation viel schlimmer war“, sagt Tomas Sobotka.

Gesundheit, Wirtschaft und Lockdown

Warum Paare das Kinderkriegen aufschieben oder komplett darauf verzichten, hat laut dem Bevölkerungswissenschaftler mehrere Gründe. Die gesundheitliche Situation spiele eine Rolle. So haben Schwangere ein höheres Risiko eines schweren Krankheitsverlaufs bei einer Coronavirusinfektion. Zudem waren viele Spitäler nur eingeschränkt zugänglich. Neben der Gesundheit ist auch die wirtschaftliche Lage für viele Paare ausschlaggebend. Besonders sichtbar ist das in Ländern mit einem schwach ausgeprägten Sozialsystem. Und nicht zuletzt hätte auch der Lockdown und die damit einhergehenden Einschränkungen die Familienplanung beeinflusst. „Paare, besonders Mütter, waren damit beschäftigt Homeschooling, Haushalt und Kinderbetreuung zu organisieren. Das hat viel Stress erzeugt.“

Welcher dieser Faktoren, wie stark auf die Geburtenrate in Österreich eingewirkt hat, lasse sich nicht sagen, meint Sobotka, der die Forschungsgruppe „Fertilität und Familie“ am Institut für Demografie der ÖAW leitet und derzeit eine Datenbank zu Fertilitätstrends in mehr als 30 Ländern aufbaut. Klar ist nur: Die bisherige Entwicklung der Geburtenrate zeigt, dass Österreich relativ gut durch die erste Welle kam. Der Geburtenknick aufgrund des ersten Lockdowns war weniger stark ausgeprägt, die Geburten stiegen rascher wieder an als in anderen Ländern. Ob das so bleibt, wird sich spätestens im Herbst zeigen, wenn klar wird, wie Paare mit der zweiten und dritten Coronavirus-Welle umgegangen sind.