Bäume, die in den Himmel wachsen
M. Kaennel Dobbertin
M. Kaennel Dobbertin
Botanik

Bäume wachsen vor allem in der Dunkelheit

Bäume wachsen hauptsächlich nachts, wenn es dunkel ist, mit einer Wachstumsspitze nach Mitternacht. Das berichten Forscherinnen und Forscher, die Millionen Daten von 170 Bäumen in der Schweiz gesammelt haben.

Das Team um Roman Zweifel von der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) analysierte über sechzig Millionen Datenpunkte, die im Stundentakt während bis zu acht Jahren an Eichen, Fichten, Buchen und vier anderen Baumarten aufgezeichnet wurden.

Demnach spielt die Luftfeuchtigkeit eine Schlüsselrolle beim Baumwachstum: Trockene Luft während der Tageszeit schränkt das Stammwachstum ein, außer am frühen Morgen. In der Nacht hingegen ist die Luft ausreichend feucht, sodass die Bäume gut wachsen können, wie die Forscherinnen und Forscher im Fachblatt „New Phytologist“ berichten.

Punktdendrometer an einem Stamm zur Messung von kontinuierlichen Stammradiusänderungen mit Mikrometerauflösung
Roman Zweifel
Punktdendrometer an einem Stamm zur Messung von kontinuierlichen Stammradiusänderungen mit Mikrometerauflösung

Luftfeuchtigkeit ist zentraler Faktor

„Die größte Überraschung für uns war, dass die Bäume sogar in mäßig trockenen Böden wuchsen, sofern die Luft ausreichend feucht war. Umgekehrt blieb das Wachstum sehr gering, obwohl der Boden feucht, zeitgleich die Luft aber trocken war“, ließ sich Erstautor Roman Zweifel von der WSL in einer Mitteilung des Instituts zitieren.

Denn bei trockener Luft verdunsten die Bäume mehr Wasser über ihre Blätter, als sie mit ihrem Wurzelwerk aus dem Boden saugen können. Resultat: Die Pflanzen nehmen zwar Kohlenhydrate auf, ihr Wachstum wird aber gestoppt, bevor sich die Spaltöffnungen der Blätter schließen. Der WSL zufolge könnte das etwa erklären, warum Bäume in trockeneren Umgebungen zwar noch Kohlenhydrate speichern, aber kaum noch wachsen.