Erde aus dem All
NASA
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Ist da Jemand?

Wo Alien-Kontakt möglich wäre

Sind wir allein im Kosmos? Während die Welt gespannt auf einen UFO-Bericht des Pentagons wartet, zeigen Forscherinnen die Grenzen interstellarer Botschaften auf: Kontakt mit der menschlichen Zivilisation wäre auf 29 Planeten möglich – jedenfalls im Prinzip.

Barack Obama gab kürzlich zu, dass er sich während seiner Amtszeit als US-Präsident tatsächlich für Aliens interessiert habe. Beweise für deren Existenz seien ihm von seinen Fachleuten zwar nicht vorgelegt worden, sagte Obama in der Late Night Show von James Corden, aber: „Was wahr ist, und ich meine es ernst hier – es gibt Bildmaterial und Aufzeichnungen über Objekte am Himmel, von denen wir nicht genau wissen, worum es sich handelt. Wir verstehen ihre Bewegungen nicht, das Muster ist nicht einfach zu erklären.“

Was dahinter steckt, soll nun ein Bericht des Verteidigungsministeriums zeigen. Vor der dieser Tage erwarteten Veröffentlichung sind bereits ein paar Details durchgesickert, laut „New York Times“ kommt das Papier zu dem Schluss, dass die Erscheinungen weder auf das US-Militär noch auf andere bekannte Technologien zurückzuführen sind. Ob es sich bei den von den Militärpiloten beobachteten Phänomenen um außerirdische Raumfahrzeuge handeln könnte, bleibt demnach unklar.

Wer könnte uns sehen?

Spekulativ blieb auch Luis Elizondo, der ehemalige Direktor des Advanced Aerospace Threat Identification Program des militärischen US-Geheimdienstes. Er sprach gegenüber dem britischen "Guardian“ von Hinweisen auf „Technologien der übernächsten Generation“. Dies freilich, ohne belastbare Fakten oder gar Beweise liefern zu können.

Deutlich klarer und empirisch fundierter ist da eine Studie, die soeben im Fachblatt „Nature“ erschienen ist. Darin dreht die Österreicherin Lisa Kaltenegger mit ihrer Kollegin Jacqueline Faherty den Spieß um und betrachtet die Angelegenheit einmal aus Perspektive der Außerirdischen: „Wenn – das ist natürlich ein großes Wenn – es da draußen Leben gäbe und vielleicht auch neugierige Astronomen, die technologisch auf dem gleichen Stand wären wie wir: Wer könnte die Erde sehen und rauskriegen, dass es hier Leben gibt? Das war die Grundfrage unserer Untersuchung“, sagt Kaltenegger im Gespräch mit dem ORF.

Hier auf der Erde finden das Forscher und Forscherinnen mit Hilfe der sogenannten Transitmethode heraus: Wenn Planeten vor ihrem Heimatstern vorbeiziehen, verdunkelt sich letzterer ein klein wenig. Dieser Abfall des ausgesandten Lichtsignals ist messbar und liefert Hinweise auf die Existenz eines Exoplaneten. Das wäre, wie Kaltenegger betont, auch bei unserem Planeten möglich – allerdings ist die Zahl der möglichen Beobachtungspunkte durchaus überschaubar. Laut ihrer Analyse kamen in den letzten 5.000 Jahren rund 1.700 Sterne der Erde so nahe, dass die Transitmethode funktioniert hätte. Und in den nächsten 5.000 Jahren kommen noch weitere 300 hinzu. Nachdem etwa jeder vierte Stern von einem Planeten in der „habitablen“, also bewohnbaren Zone umkreist wird, schränkt sich die Zahl der Planeten auf etwa 500 ein.

Kommunikation: Maximal 100 Lichtjahre

In einer Entfernung von 300 Lichtjahren hätten Außerirdische unseren Planeten sehen und durch chemische Signaturen in unserer Atmosphäre eventuell auch das Vorhandensein von Leben nachweisen können. Ein guter Kandidat dafür ist etwa das 40 Lichtjahre entfernte Planetensystem Trappist-1 im Sternbild Wassermann. Dort gibt es laut heutigem Wissensstand sieben Planeten, die der Erde ähnlich sein könnten.

Planetensystem Trappist-1
NASA/JPL-Caltech
Gibt es Leben im Trappist-1-System?

Ein Beweis für intelligente Lebensformen ist mit der Transitmethode allerdings nicht möglich. Wie würden Außerirdische davon Kenntnis bekommen? Das sei nur durch „Technologie-Signaturen“ möglich, sagt Kaltenegger. Etwa durch Empfang von Radiowellen, wie sie hier auf der Erde seit rund 100 Jahren ausgesandt werden.

Womit sich der Radius möglicher Beobachtungspunkte weiter einschränkt. In einer Distanz von 100 Lichtjahren gibt es nur mehr 117 passende Sterne bzw. 29 Planeten, von wo aus Kontakt mit unserer Zivilisation möglich (gewesen) wäre. „Ob sich auf diesen Planeten Leben entwickelt hat, wissen wir noch nicht“, sagt Kaltenegger. „Falls das so ist, stellt sich natürlich die Frage: Gibt es dort intelligentes Leben, das überhaupt kommunizieren möchte? Und würden wir die Nachrichten mit unserer Technologie verstehen?“

Warten auf das Weltraumteleskop

Dass der erwartete UFO-Bericht des Pentagons Substanzielles zu solchen Fragen wird beitragen können, glaubt Kaltenegger nicht. „Berichte über unbekannte Flugobjekte waren in der Vergangenheit wenig fundiert und das wird wohl auch diesmal so sein. Aber ich freue mich dennoch über das Interesse an Leben im All. Denn immerhin befinden wir uns jetzt an der Schwelle, um außerirdisches Leben tatsächlich entdecken zu können.“

Möglich sollte dies mit dem James-Webb-Weltraumteleskop sein, das da draußen nach auffälligen Signalen im Infrarotbereich suchen wird. Es soll im November dieses Jahres abheben und einen Monat später seinen Dienst aufnehmen.