Feuerball am Himmel, im Vordergrund Dinosaurier
Chase Stone
Chase Stone
Dino-Sterben

Die Vorboten der Katastrophe

Ein Asteroideneinschlag am Ende der Kreidezeit besiegelte das Schicksal der Dinosaurier – doch die Riesenechsen befanden sich schon zehn Millionen Jahre davor auf dem absteigenden Ast. Schuld daran war der Klimawandel.

14 Kilometer groß war der Asteroid, der vor 66 Millionen Jahren nahe der mexikanischen Halbinsel Yucatán niederging. Die Detonation, 200 Millionen Mal so energiereich wie jene der Hiroshima-Atombombe, hatte fatale Folgen für die Ökosysteme: Nach einem Erdbeben der Stärke 12 verdunkelten Ruß- und Staubpartikel den Himmel, das Pflanzenwachstum kam fast vollständig zum Erliegen, die globalen Durchschnittstemperaturen fielen unter den Gefrierpunkt, bis zu 16 Jahre lang.

Fossilien: Schwund der Artenvielfalt

Dass diese Naturkatastrophe auch unter Dinosauriern für ein Massensterben sorgte und langfristig für ihr vollständiges Verschwinden verantwortlich war, ist in der Wissenschaft allgemein akzeptiert. Das stellt auch Fabien Condamine nicht in Frage. Doch der französische Evolutionsbiologe hält die Erzählung für unvollständig. Die Vorgeschichte, so Condamine, müsse eben auch erzählt werden – und die lautet: Der Untergang hatte sich bereits angekündigt.

Asteoird nähert sich der Erde
public domain
Der Einschlag hinterließ einen 180 Kilometer großen Krater

Der Wissenschaftler von der Universität Montpellier hat nun im Fachblatt „Nature Communications“ eine fossile Bestandsaufnahme in globalem Maßstab vorgestellt. Sie zeigt, wie sich der Zustand der sechs wichtigsten Saurierfamilien (Ankylosauridae, Ceratopsidae, Hadrosauridae, Dromaeosauridae, Troodontidae und Tyrannosauridae), zu denen etwa prominente Vertreter wie T-Rex, Triceratops und Ankylosaurus gehören, über lange Zeiträume entwickelt hat.

Fazit der Studie: Bereits zehn Millionen Jahre vor dem Asteroideneinschlag befanden sich diese Familien in der Krise. Abzulesen ist das an der sinkenden Artenvielfalt und vor allem an der steil ansteigenden Aussterberate ab dem Campanium, einer geologischen Periode der Oberkreide (siehe Grafik).

Grafik: Artenvielfalt und Aussterben der Dinosaurier in der späten Kriedezeit
Fabien L. Condamine / ISEM / CNRS
Artenbildung und Artensterben der Dinosaurier in der Kriedezeit

Am schlimmsten dürfte es die Verwandtschaft des Triceratops getroffen haben. Die Vertreter dieser Gruppe verfügten vermutlich über einen vergrößerten Verdauungstrakt, der es ihnen erlaubte, faserhaltige Pflanzen zu verdauen, so ähnlich, wie das heute auch Wiederkäuer, Pferde und Nashörner tun.

Klimawandel setzt Kaskade in Gang

Die tonnenschweren Pflanzenfresser hatten laut Studie jedenfalls am meisten ums Überleben zu kämpfen. Warum? Hier verweisen die Wissenschaftler auf ein Bündel von Ursachen, Hauptgrund dürfte der Klimawandel sein: Etwa zur gleichen Zeit begann nämlich eine Jahrmillionen dauernde Abkühlungsphase des Planeten, zu deren Ende die Temperatur in manchen Regionen um sieben (im Nordatlantik) bis zehn Grad (in südlichen Breitengraden) niedriger war als zuvor.

Das setzte eine Kaskade von ökologischen Folgewirkungen in Gang, zunächst bekamen die großen Pflanzenfresser Probleme, später auch die in der Nahrungskette höher stehenden Raubsaurier. Die Vorfahren der heute lebenden Säugetiere indes dürften just zu dieser Zeit ihren ersten Aufschwung erlebt haben und in neue ökologische Nischen vorgestoßen sein.

Die Studienautoren können nicht ausschließen, dass der Abstieg der Dinos weitere Ursachen hatte. Denkbar wäre zum Beispiel, dass interne Konkurrenz unter den Pflanzenfressern zu einer Verarmung der Artenvielfalt geführt und somit die Anpassungsfähigkeit für spätere Krisenphasen herabgesetzt hat. Als dann am Ende der Kreidezeit tatsächlich der Planet von einer Katastrophe biblischen Ausmaßes heimgesucht wurde, hatten die Dinosaurier dem nichts mehr entgegenzusetzen. Condamine ist der Ansicht, dass es auch so bergab mit ihnen gegangen wäre. Der Einschlag, schreibt er, „war bloß der Gnadenstoß“.