Sonnenschein im Wald
APA/dpa/Lukas Schulze
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Trockenheit

Bäume pflanzen für mehr Regen in Europa

Nicht nur Hitzewellen werden mehr, auch die Trockenheit wird infolge der Erderwärmung auf dem europäischen Kontinent weiter zunehmen. Wie ein Forschungsteam nun berechnet hat, könnte gezielte Aufforstung die Regenmengen im Sommer zumindest etwas erhöhen.

Aufforstung gilt als ein wichtiges Mittel im Kampf gegen die globale Klimakrise. Bäume binden nämlich klimaschädliches CO2. Eine Studie aus dem Jahr 2019 kam gar zu dem Schluss, dass man zwei Drittel aller von Menschen verursachten Emissionen binden könnte, wenn man weltweit eine Milliarde Hektar Wald pflanzen würde. Anschließend gab es viel Kritik an der scheinbar sehr einfachen Lösung. Tatsächlich hat die Aufforstung im Detail viele Tücken. Ganz abgesehen davon ist das Pflanzen von Bäumen wahrscheinlich zu langsam, um etwas gegen die derzeitigen Emissionen auszurichten.

Nichtsdestotrotz gilt Aufforstung als wichtiger Puffer, auch um zukünftige Trends der Erderwärmung abzufangen; einer davon ist die zunehmende Trockenheit, die man derzeit auch in Europa beobachten kann. Auch dabei könnten Bäume helfen, berichten nun Forscherinnen und Forscher um Ronny Meier von der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH) in der Zeitschrift „Nature Geoscience“.

Lokale und überregionale Effekte

Das Team hat dafür Wetterdaten statistisch ausgewertet. Die Berechnungen ergaben, dass eine Ausdehnung der europäische Waldfläche um ein Fünftel – mehr ist nach Ansicht der Studienautoren nicht realistisch – die Regenmenge im Sommer um bis zu acht Prozent erhöhen könnte. Das sind ungefähr 0,13 Millimeter (+/- 0,11 mm) pro Tag. Felder und Weiden müssten dafür weichen.

Der Effekt greife nicht nur regional, heißt es in der Studie. Besonders stark wäre er in manchen schon jetzt sehr trockenen mediterranen Regionen, etwa an der Adriaküste. Wie die Forscher einräumen, könnte die Zunahme der Niederschlagsmenge mancherorts aber auch negative Folgen haben – etwa in ohnehin sehr feuchten atlantischen Regionen.

Erklärt wird der Effekt durch die andere Beschaffenheit von Wäldern. Ihre Oberfläche bremse die Bewegung der Luftmassen und erzeugt gleichzeitig mehr Turbulenzen. So steigt die Regenwahrscheinlichkeit. Außerdem ist die Verdunstung über Wäldern höher als über Ackerflächen. Dadurch steigen die Niederschlagsmengen. Wie die Autorinnen und Autoren betonen, seien die Berechnungen mit vielen Unsicherheiten behaftet. Aufforstung bleibe im Kampf gegen die Folgen der Erderwärmung aber sicher wichtig. Es ist nur nicht so einfach, wie das mitunter dargestellt wird.