Weltkarte mit Verteilung von Coronavirus-Ausbrüchen
MACLEG – stock.adobe.com
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Coronavirus

„CoV-Varianten und Zoonosen brauchen Überwachung“

Die neuen Coronavirus-Varianten erfordern ein globales Überwachungsprogramm, argumentieren US-Wissenschaftler in einer Fachzeitschrift. Nur so könnten erneute Ausbrüche frühzeitig entdeckt werden. Was die Entdeckung von Zoonosen betrifft – also von Krankheiten, die von Tieren auf Menschen überspringen -, ist ein solches System bereits im Aufbau.

Je mehr Menschen gegen das Coronavirus Sars-CoV-2 immun sind, desto wahrscheinlicher werden neue Coronavirus-Varianten, sagt Scott P. Layne, Professor für Medizin und Infektionskrankheiten am Saint John’s Cancer Institute. Das Virus werde versuchen, den durch eine durchgemachte Infektion oder eine Impfung erlangten Immunschutz zu umgehen. Das Problem sei, dass es im Moment nicht genügend Informationen über mögliche neue Virusvarianten gebe, beklagt der Mediziner.

Globale Sars-CoV-2 Datenbank

„Jedes Land ist gewissermaßen auf sich allein gestellt und versucht herauszufinden, was es gegen die Varianten tun soll“, sagt Scott Layne gegenüber science.ORF.at. Nur zehn Länder würden derzeit mehr als zehn Prozent ihrer Covid-19 Infektionen sequenzieren. Auch würden einheitliche Standards für Sequenzierungen fehlen. Gemeinsam mit einem Kollegen plädiert der Wissenschaftler daher in der Fachzeitschrift “Science Translational Medicine“ für ein globales Sars-CoV-2 Monitoring-System.

Ähnlich wie im Influenza-Überwachungsprogramm der Weltgesundheitsorganisation sollen dadurch zirkulierende Virusvarianten schnell erkannt, Informationen dazu gesammelt und falls nötig Impfungen dahingehend angepasst werden. „Die Technologie ist vorhanden. Das ist jetzt eine Frage der Politik“, meint der Wissenschaftler.

Zoonosen auf der Spur

Zumindest was die Überwachung von Zoonosen, von zwischen Tieren und Menschen übertragbaren Krankheiten, betrifft, ist dieser politische Wille zur Kooperation bereits vorhanden. Das zeigt das von der Internationalen Atombehörde IAEA, der UNO-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) und der Weltorganisation für Tiergesundheit (OIE) getragene Projekt ZODIAC.

„Durch diese Initiative werden an den Orten der möglichen Entstehung neuer Zoonosen in Afrika, Asien und Lateinamerika die veterinärmedizinischen Labore gestärkt“, erklärt der Virologe Norbert Nowotny von der Veterinärmedizinischen Universität Wien, der am Aufbau dieses Projekts beteiligt war. Gestärkt wird nicht nur die Infrastruktur der Labore, indem etwa die Anschaffung moderner Nachweisegeräte unterstützt wird, sondern auch das Personal vor Ort, indem spezielle Trainings angeboten werden.

Zentrale in Seibersdorf

In Seibersdorf bei Wien laufen die Fäden dieses Projekts zusammen. Positive oder fragliche Proben werden zur Überprüfung in die dortigen Labore der Atombehörde geschickt. An einem entsprechenden Datentool, das die Politik in ihrer Entscheidungsfindung unterstützen soll, werde noch gearbeitet, sagt Norbert Nowotny. Denn eines sei spätestens seit der aktuellen Pandemie allen Akteurinnen und Akteuren bewusst: Neu entstehende Zoonosen müssen bereits am Ort ihrer Entstehung nachgewiesen und ihre Ausbreitung eingegrenzt werden.