Flüssigkeit tropft aus einer Spritze
APA/dpa/Karl-Josef Hildenbrand
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Krebsprävention

Frühe HPV-Impfung bietet besten Schutz

Impfungen gegen Humane Papillomaviren (HPV) schützen Frauen laut neuen Studien aus Dänemark und Schweden sehr gut vor möglichen Krebserkrankungen. Besonders effektiv sind sie, wenn sie vor dem 17. Lebensjahr und vor dem ersten Sexualkontakt verabreicht werden.

Die erste HPV-Impfung wurde in Europa bereits im Jahr 2006 zugelassen. Wie effektiv sie aber tatsächlich vor Krebs schützt, konnte nun erstmals in Studien aus Dänemark und Schweden bewiesen werden. Der Gynäkologe Elmar Joura von der Medizinischen Universität Wien war an den Studien zwar nicht beteiligt, hat die Impfung jedoch maßgeblich mitentwickelt. Die dänischen und schwedischen Forschungsergebnisse sieht er als einen weiteren „Durchbruch im Kampf gegen HPV“.

Über 2,5 Millionen Frauen untersucht

Gebärmutterhalskrebs ist jene Folgeerkrankung, die am häufigsten mit einer HPV-Infektion zusammenhängt. In der bereits im Vorjahr im „The New England Journal of Medicine“ erschienenen schwedischen Studie wurden knapp 1,7 Millionen Mädchen und Frauen untersucht, die zwischen 2006 und 2017 im Alter von zehn bis 30 Jahren waren. In der aktuelleren Studie aus Dänemark, die im April 2021 im „Journal of The National Cancer Institute“ veröffentlicht wurde, waren es knapp 900.000 Frauen im Alter von 17 bis 30 Jahren. Der Untersuchungszeitraum lag dabei zwischen 2006 und 2019.

Die große Zahl der in den Studien untersuchten Frauen sei auf die detaillierten Gesundheitsregister in Dänemark und Schweden zurückzuführen, erklärt Joura: „Diese Register ermöglichen wissenschaftliche Auswertungen in einer Qualität, wie sie zum Beispiel in Österreich oder Deutschland derzeit nicht möglich sind.“

Frühe Impfung bietet besten Schutz

Von den knapp 1,7 Millionen Frauen, die in der schwedischen Studie über mehrere Jahre hinweg untersucht wurden, erhielten nur 19 der geimpften Personen später eine Gebärmutterhalskrebs-Diagnose. Im Vergleich dazu lag die Zahl der später an Krebs erkrankten Frauen bei denjenigen, die nicht geimpft waren, bei 538. Laut den Studienautoren konnte das Risiko, an Gebärmutterhalskrebs zu erkranken, um 88 Prozent verringert werden, wenn eine HPV-Impfung bereits vor dem 17. Lebensjahr stattfand. Wenn die Impfung im Alter zwischen 17 und 30 verabreicht wurde, halbiere sich das Risiko verglichen mit ungeimpften Personen.

Ähnliche Ergebnisse zeigt auch die Studie aus Dänemark. Von den knapp 900.000 untersuchten Frauen erhielten rund 40 Prozent die HPV-Impfung vor ihrem 17. Lebensjahr. Bei dieser Gruppe konnte im Vergleich zu ungeimpften Personen ein um 86 Prozent geringeres Risiko festgestellt werden, später an Gebärmutterhalskrebs zu erkranken. Bei Frauen, die im Alter zwischen 17 und 19 geimpft wurden, wurde das Risiko um 68 Prozent verringert.

„Das Bemerkenswerte an diesen Studien ist, dass wir bisher zwar wussten, dass die Impfungen Infektionen und Krebsvorstufen sehr effektiv verhindern können, aber der endgültige Beweis, dass tatsächlich auch Krebs verhindert wird, war noch ausständig. Die Ergebnisse aus Dänemark und Schweden liefern jetzt diesen langersehnten Beweis“, erklärt der Wiener Gynäkologe Joura.

Beste Wirkung vor erstem Sexualkontakt

Dass die HPV-Impfung Frauen vor allem in jungem Alter vor späteren Gebärmutterhalskrebs-Erkrankungen schützt, habe laut Joura zwei Gründe. „Die Hauptübertragung der Viren sind sexuelle Kontakte. Da es eine prophylaktische Impfung ist, wirkt sie besonders gut, wenn man den ersten Sexualkontakten zuvorkommt.“ Außerdem sei die Immunantwort bei jüngeren Personen stärker – eine frühe Impfung führe daher zu höheren Antikörperspiegeln und in weiterer Folge zu einem besseren Schutz.

Kostenlose HPV-Impfung für Kinder

2014 hat Österreich als erstes europäisches Land HPV in das kostenfreie Kinderimpfprogramm aufgenommen. Da auch Männer durch die Viren an Krebs erkranken und HPV übertragen können, ist die Impfung auch für Buben empfohlen. Im österreichischen Impfprogramm werden daher Mädchen und Buben ab dem vollendeten 9. Lebensjahr bis zum vollendeten 12. Lebensjahr geimpft. Die Impfung erfolgt auch im Rahmen von Schulimpfungen.

Laut dem Gesundheitsministerium wurden vor der aktuellen Pandemie rund 50 Prozent der Kinder im entsprechenden Alter gegen HPV geimpft. Von Februar 2020 bis Jänner 2021 waren es nur 43 Prozent. Seitens des Gesundheitsministeriums wird dazu erklärt: „Dass diese Zahlen deutlich unter den Zielen liegen, ist in Zeiten einer Pandemie leider erwartbar und unter anderem darauf zurückzuführen, dass die Schulen pandemiebedingt wochenlang nicht im Regelbetrieb waren.“ Den Rückgang möchte man aber noch im weiteren Jahresverlauf so gut es geht ausgleichen.

Nächste Impfstoff-Generation könnte noch besser schützen

Dem zukünftigen Kampf gegen HPV blickt Joura optimistisch entgegen. In den Studien aus Dänemark und Schweden wurde die Wirksamkeit des seit 2006 zugelassenen Impfstoffs untersucht. Seit 2016 gibt es in Europa aber auch einen neueren HPV-Impfstoff, an dessen Entwicklung der Wiener Gynäkologe ebenfalls maßgeblich beteiligt war.

„Die Studiendaten zeigen die Effektivität der ersten Impfstoff-Generation. Der neuere Impfstoff immunisiert nun aber sogar vor neun, statt bisher vor vier Virusvarianten. Derzeitigen Erkenntnissen nach zu urteilen kann dieser Impfstoff noch besseren Schutz bieten“, so Joura. Untersuchungen, welche die Effektivität des neueren Impfstoffes endgültig wissenschaftlich belegen sollen, würden aber noch ein paar Jahre dauern.