Krankenbett: Infektionsabteilung im Kaiser-Franz-Josef-Spital
APA/HELMUT FOHRINGER
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Coronavirus

Komplikationen bei jedem zweiten Spitalspatienten

Jeder zweite Covid-19-Patient, der ins Spital aufgenommen werden muss, entwickelt zusätzliche Komplikationen. Am häufigsten sind es Nierenprobleme. Das hat die bisher größte Beobachtungsstudie zu diesem Thema aus Großbritannien mit rund 70.000 Erkrankten ergeben, die in der Medizinfachzeitschrift „Lancet“ publiziert worden ist.

Die wissenschaftliche Untersuchung von Calum Semple von der Universität Liverpool und seinen Koautoren stellt die erste systematische Erhebung und Analyse der Covid-19-Komplikationen in dieser Größenordnung dar. Semple: „Die Arbeit widerspricht immer wieder auftauchenden Meinungen, wonach Covid-19 nur für Personen mit zusätzlichen Grunderkrankungen und für Betagte gefährlich ist. Die Schwere der Covid-19-Symptome bei Aufnahme ins Spital sagte auch bei jüngeren Menschen weitere Komplikationen voraus.“

Auch Junge betroffen

Laut den Analysen der Wissenschaftler entwickelten von den 73.197 Covid-19-Spitalspatienten insgesamt 36.367 zusätzliche Gesundheitsprobleme. Das war stark altersabhängig. Doch auch 27 Prozent der 19- bis 29-Jährigen und 37 Prozent der 30- bis 39-Jährigen hatten Komplikationen. In der Altersgruppe von 19 bis 49 Jahre betrug der Anteil 39 Prozent, bei den über 50-Jährigen 51 Prozent. Am höchsten war die Komplikationsrate mit 54 Prozent bei den 60- bis 69-Jährigen. Die Mortalität war mit 32 Prozent hoch.

Am häufigsten (24 Prozent) waren Nierenschäden. Dann folgten Atmungsprobleme (18 Prozent) und den ganzen Organismus betreffende Komplikationen (16 Prozent). Herz-Kreislauf-Erkrankungen traten mit einer Häufigkeit von zwölf Prozent auf. Am meisten gefährdet waren Männer über 60 Jahre (55 Prozent mit Komplikationen). Frauen hatten einen etwas günstigeren Verlauf (Komplikationen in Altersgruppe über 60: 48 Prozent).

Covid-19 hatte für die Betroffenen auch erhebliche Langzeitwirkungen. 27 Prozent der Kranken, die ins Spital aufgenommen werden mussten, konnten nach der Entlassung aus dem Krankenhaus ihr Alltagsleben nicht mehr so selbstständig führen wie zuvor. Am häufigsten war das durch neurologische Komplikationen bedingt (Häufigkeit insgesamt: vier Prozent).