AC Milan’s Mittelfeldspieler Franck Kessie von der Elfenbeinküste wird von seinem Mitspieler Hakan Calhanoglu umarmt
AFP – MARCO BERTORELLO
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Fußball

Rassisten schädigen das Spiel

Afrikanische Fußballer sind in europäischen Fußballstadien oft Zielscheiben rassistischer Zuschauer und Zuschauerinnen. Wie eine Studie aus Italien zeigt, wirkt sich das negativ auf ihre Leistung aus. Im Vorjahr, als die Stadien pandemiebedingt leer waren, spielten sie nachweisbar besser.

Im Schnitt lagen ihre Werte bei „Geisterspielen“, als sie keinen rassistischen Beschimpfungen von den Tribünen ausgesetzt waren, um drei Prozent höher als davor, berichtet ein Team um den Wirtschaftswissenschaftler Paolo Falco von der Universität Kopenhagen. Für ihre noch nicht begutachtete Studie haben sie etwas Schwieriges und nach Eigenangaben bisher Einzigartiges versucht: die ökonomischen Auswirkungen von Rassismus zu messen.

Tore, Pässe, Zweikämpfe etc.

Als Maßstab für die Leistung der Fußballer verwendeten die Forscher einen weit verbreiteten Algorithmus, der Werte wie Tore, Pässe, Zweikämpfe, gelaufene Distanz etc. verknüpft. Insgesamt 500 Spiele der obersten Liga Italiens untersuchten sie und verglichen die Leistungen aller Spieler im Lockdown mit jenen zuvor. Zwei Drittel von ihnen stammen aus Italien oder der EU, 17 Prozent aus Lateinamerika je sieben Prozent aus Nicht-EU-Ländern Osteuropas und Afrika.

Nur bei Letzteren änderten sich die Leistungen – bei allen anderen wirkten sich die leeren Stadien statistisch nicht signifikant aus. „Afrikanische Fußballer spielen vor Zuschauern schlechter, aber niemand anderer spielt besser – die Qualität der Spiele insgesamt verschlechtert sich dadurch also“, erklärt Paolo Falco in einem Interview mit der „New York Times“.

“Rassismus kostet Geld“

Die Resultate seiner Studie sieht der Forscher ambivalent – bestätigen sie doch die alte Hoffnung von Fußballfans, dass ihr Verhalten ein Spiel tatsächlich beeinflussen kann. Rassisten könnten das als Aufforderung missverstehen, afrikanische Spieler der gegnerischen Mannschaft erst recht zu beschimpfen, um die eigene erfolgreicher zu machen.

Falco setzt deshalb auf Wirtschaftslogik. Rassismus sei nicht nur ein moralisches oder ethisches Problem, sondern auch ein ökonomisches. „Daran sollten die Klubbesitzer denken, die in Spieler investieren. Rassismus kostet ihnen Geld.“ Es läge also auch im wirtschaftlichen Interesse, gegen Rassisten im eigenen Stadion vorzugehen.