Messung von Mikroplastik am Strand
Koblmüller / Uni Graz
Koblmüller / Uni Graz
Umwelt

Mikroplastik am Strand messen

Sonnenstrahlen, Meeresrauschen, die Füße tief im Sand: In diesem Urlaubsbild steckt leider auch immer mehr Mikroplastik, das sich besonders im und um das Meer anreichert. Grazer Forscherinnen und Forscher haben nun eine Methode entwickelt, mit der man den Schmutz am Strand einfach und umweltfreundlich messen kann.

Ob in der Zahnpasta, Gesichtsreinigung, oder Kleidung: Mikroplastik versteckt sich in vielen alltäglichen Gebrauchsgegenständen. Von dort gelangt es über das Abwasser in die Umwelt und letztendlich ins Meer, häufig schon nach einmaliger Anwendung. Wie stark der Strand bereits belastet ist, lässt sich nur schwer erheben. Bisherige Methoden, um das Plastik aus dem Sand zu isolieren waren, ungenau oder gar umweltschädlich, anschließende Messungen untereinander nicht vergleichbar.

Wie Mikroplastik vom Sand getrennt werden kann, erklärt Christian Pacher, Jungforscher am Institut für Biologie der Karl-Franzens Universität in Graz, gegenüber science.ORF.at: „Zuerst wird das Sediment in ein relativ dichtes Medium gerührt. Da die Plastikteilchen leichter sind als das Sediment, schwimmen die Partikel nach oben, während der Sand unten bleibt.“ Danach könne das Mikroplastik abgeschöpft werden.

Pottasche zur Dichtetrennung

Bisher wurden laut Pacher beispielsweise Salzwasser oder Zinkchlorid zur Dichtetrennung von Mikroplastik und Sediment verwendet. In einer aktuellen Publikation beschreibt der Biologe nun eine neue Methode und will zukünftig auf Kaliumcarbonat – also Pottasche – setzen: „Mit Kaliumcarbonat können auch besonders schwere Plastiksorten wie PVC isoliert werden. Das ist mit Salzwasser beispielsweise nicht möglich.“ Zinkchlorid andererseits sei zwar geeignet, um sogar PVC aus dem Sediment zu bekommen, jedoch äußerst umweltschädlich und somit keine gute Wahl.

Das ganz einfach im Baumarkt erhältliche Kaliumcarbonat biete eine kostengünstige und umweltschonende Alternative mit der ein breites Spektrum an Kunststoffsorten isoliert werden kann, so Pacher. Um die gewonnenen Teilchen zu analysieren, wird das abgeschöpfte Mikroplastik am besten mittels Infrarotspektroskopie untersucht. Dabei reflektiert jede Plastiksorte eine eigene Wellenlänge und kann eindeutig zugeordnet werden.

Sandra Bračun, ebenfalls Biologin an der Karl-Franzens Universität, hat an der Arbeit mitgewirkt. Auch sie sieht großes Potenzial in der Methode: „Das Tolle daran ist, dass wirklich jeder die Methode nutzen kann. Wenn wir auch ein Citizen Science Projekt draus machen und alle – von Jung bis Alt – helfen, dann hätten wir innerhalb kürzester Zeit ein sehr schönes Bild davon, wie groß das Problem bereits ist.“

Jede Flasche zählt

Damit wünscht sich die Wissenschaftlerin nicht nur ein besseres Bewusstsein für die Verschmutzung, sondern auch Daten von vielen Orten, um Anhaltspunkte für zukünftige Maßnahmen zu geben. Bereits vorhandenes Mikroplastik vom Strand zu entfernen sei übrigens nicht möglich, ohne gleichzeitig unzählige Lebewesen darin zu töten. Recycling, Müllvermeidung und -sammelaktionen seien also nach wie vor unumgänglich, um die Umwelt zu schützen.

„Jede Flasche, die wir vom Waldboden aufheben, zählt!“, verdeutlicht Christian Pacher. Denn auch große Plastikbrocken zerfallen nach einiger Zeit zu sogenanntem sekundären Mikroplastik. Bračun wirft ein: „Wir alle brauchen Plastik und können es ja nicht verteufeln. Aber wir sollten trotzdem lernen, es zu vermeiden und besser damit umzugehen.“