Eine 90-jährige Schottin, die als eine der ersten mit dem Corona-Impfstoff gespritzt wird – sie lächelt
AFP – RUSSELL CHEYNE
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Covid-Impfung

Auffrischung braucht keine erneute Zulassung

In Österreich haben bis Sonntag mehr als 4,3 Millionen Menschen zwei Impfdosen gegen Covid-19 erhalten. Obwohl noch nicht alle geimpft sind, läuft bereits die Debatte über eine dritte Impfdosis, um den Impfschutz aufzufrischen. Eine erneute Zulassung ist dafür nicht notwendig.

Vor sieben Monaten starteten in Österreich die Impfungen gegen Covid-19. Bereits damals war klar, dass eine Auffrischung, also eine dritte Impfung, nach einiger Zeit für viele notwendig werden würde. Wann das jetzt der Fall ist, werde noch geprüft, sagt Christa Wirthumer-Hoche, die Leiterin der AGES Medizinmarktaufsicht. „Die Information, die wir haben, ist, dass der Impfschutz neun Monate anhält“, so Wirthumer-Hoche. Ob eine dritte Impfung vielleicht doch erst nach zwölf Monaten notwendig sei, werde aktuell untersucht.

Empfehlung: Bei Älteren auffrischen

Dafür werden Daten zu Impfdurchbrüchen bei Covid-Geimpften gesammelt, also zu Menschen, die sich trotz vollständiger Immunisierung mit dem Sars-Coronavirus-2 infizieren. Auch laut Europäischer Arzneimittelbehörde (EMA) ist es noch zu früh, eine definitive Aussage über den Zeitpunkt der Auffrischung zu treffen. Ein erneutes Zulassungsverfahren brauche es dann allerdings nicht, nur eine Erweiterung der Fach- und Gebrauchsinformation der zugelassenen Impfstoffe, so Wirthumer-Hoche.

Eine Empfehlung zur Auffrischung gibt es allerdings bereits. „Das einzige, was derzeit empfohlen wird, auch seitens des nationalen Impfgremiums, ist, dass ältere Personen mit schlechter Immunabwehr bereits etwa neun Monate nach der ersten Impfung eine dritte Auffrischung bekommen sollen.“ Das gilt laut internationaler Leitlinien auch für andere Hochrisikopatientinnen und -patienten mit einem geschwächten Immunsystem, etwa aufgrund von Organtransplantationen, Krebs oder Niereninsuffizienz.

Impfziele noch nicht erreicht

In Ländern wir Frankreich oder Israel hat man bereits begonnen, diese Personengruppe ein drittes Mal zu impfen, vor allem wegen der weltweiten Verbreitung der hochansteckenden Delta-Variante. Zwar helfen alle in Österreich zugelassenen Impfstoffe gegen einen schweren Covid-19-Verlauf, ausgelöst durch die Delta-Variante – hier liegt der Schutz bei über 90 Prozent. Doch der Schutz vor einer Infektion mit dem Virus dürfte geringer ausfallen, wie aktuelle Zahlen aus Israel und Großbritannien zeigen. Damit ist auch das Risiko, das Coronavirus trotz Impfung weiterzugeben, bei der Delta-Variante höher.

Wichtig sei jetzt, dass sich alle impfen ließen, und zwar mit zwei Dosen, sagt Wirthumer-Hoche. „Impfstoff gibt es jetzt ausreichend, daher besteht wirklich für jeden die Möglichkeit, sich impfen zu lassen“, so die Leiterin der AGES Medizinmarktaufsicht. Auch der Infektiologe und Impfforscher Peter Kremsner vom Universitätsklinikum Tübingen betont, dass die Grundimmunisierung der breiten Bevölkerung, allen voran der Risikogruppen, jetzt das vorrangige Ziel sei. Dieses Ziel habe man noch nicht erreicht.

Anpassung an Mutanten schnell möglich

„Das große Problem ist natürlich, dass wir selbst in Europa noch immer nicht alle vulnerablen Gruppen, selbst die Alten geimpft haben, also das sollten wir zuerst angehen“, so Kremsner. Spätestens im Herbst erwartet sich Kremsner offizielle Empfehlungen zur Impfauffrischung, gerade für über 80-Jährige. Und man könne etwa bei den mRNA-Impfstoffen mittlerweile auch schnell auf mögliche Mutationen des Coronavirus reagieren.

„Wenn es bei etwaigen Mutation zu einer deutlichen Abschwächung des Impfschutzes kommen würde, kann man die Impfstoffe sehr rasch anpassen und dann zum Beispiel damit auffrischen“, so Kremsner. Diese Erweiterungs- und Änderungsverfahren könnten von der EMA sehr viel schneller abgewickelt werden als allgemeine Zulassungsverfahren von neuen Impfstoffen, betont der Infektiologe Kremsner. Noch sei das allerdings nicht notwendig.