Eine Hummel fliegt zu einer Mohnblume, die in der Sonne am Wegesrand steht.
APA/dpa/Federico Gambarini
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Verhaltensforschung

Ein Schuss Koffein beflügelt auch Hummeln

Koffein wirkt nicht nur bei Menschen. Hummeln merken sich durch Koffein den Duft von Pflanzen besser, wie britische Forscherinnen und Forscher herausfanden. Mit koffeinhaltiger Zuckerlösung trainierten sie die Tiere, nur eine Pflanzenart anzufliegen – für die Landwirtschaft eine interessante Erkenntnis.

Mehr als die Hälfte der Nahrungspflanzen für den Menschen hängen laut Studien-Koautor Jan-Hendrik Dudenhöffer von der University of Greenwich zum Teil von der Bestäubung durch Insekten ab – besonders Obst- und Gemüsepflanzen. Das Training von kommerziell genutzten Bestäubern ist daher besonders wichtig.

Experiment auf künstlicher Wiese

Das Team der Universität Greenwich teilte 86 Erdhummeln, die zur kommerziellen Bestäubung von Erdbeeren eingesetzt werden, in drei Gruppen ein. Gruppe eins erhielt eine reine Zuckerlösung, Gruppe zwei Zuckerlösung mit Erdbeerduft und Gruppe drei Zuckerlösung mit Erdbeerduft und Koffein. Nach der Verabreichung im Nest wurden die Hummeln auf eine Wiese mit künstlichen Pflanzen geschickt, wie dieses Video zeigt. Gruppe drei wählte die Pflanzen mit Erdbeerblütenduft zu 70 Prozent, während hingegen Gruppe zwei sie nur zu etwa 60 Prozent und Gruppe eins nur zu rund 50 Prozent ansteuerte, wie das Forscherteam im Fachblatt „Current Biology“ berichtet.

„Das Koffein, das die Hummeln im Nest erhalten, führt dazu, dass sich die Tiere den beigemengten Duft besser merken und bereits mit einer Belohnung assoziieren. Außerhalb des Nests fliegen sie dann zu dem bekannten Duft, auch wenn im Nektar der Pflanze kein Koffein enthalten ist“, erklärt Dudenhöffer.

Ertragssteigerung durch „gedopte“ Helfer

Das Prinzip kann laut dem Forscher auf andere Blütendüfte angewandt werden, um eine gezieltere Bestäubung der Nutzpflanzen zu erreichen, was zu einer Ertragssteigerung führt. Die Hummeln bekommen eine koffeinhaltige Zuckerlösung mit dem Duft der entsprechenden Pflanze in ihrem Nest und schwärmen dann auf das Feld aus.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler führen auf Erdbeerfarmen in England entsprechende Versuche durch, mit dem Ziel, eine Anwendung für die Landwirtschaft zu entwickeln.

Das gezielte Training der kommerziell eingesetzten Insekten hat laut Dudenhöffer auch den Vorteil, dass sie den wilden Bestäuberkolonien nicht das Revier streitig machen. Da die Hummeln vorwiegend die Nutzpflanzen bestäuben, könnten andere Tiere wilde Blumen in der Umgebung nutzen.

Hummeln haben Kurzzeitgedächtnis

Die Tiere „merken“ sich den gelernten Duftstoff aber nicht für immer. Durch Zufall treffen die Hummeln auf andere Pflanzen und bemerken, dass sie auch dort die Belohnung in Form von Nektar erhalten. Um den gewünschten Effekt aufrechtzuerhalten, muss deshalb laut Dudenhöffer im Nest immer koffeinhaltige Zuckerlösung mit dem entsprechenden Duft verabreicht werden. Nur so werde das „Hummelgedächtnis“ wieder aufgefrischt.