„Gerade die Teile, die für Gedächtnisprozesse wichtig sind, wachsen unter Ausdauersport“, sagt der Wiener Neurologe und Psychiater Josef Spatt gegenüber science.ORF.at.
Regelmäßig Gehen hilft
Das Gehirn verändert sich auch bei Erwachsenen noch. Während Alkohol und Zigaretten es eher schrumpfen lassen, helfen Rennradfahren, Schwimmen und Joggen speziell den Hippocampus wachsen zu lassen, erklärt Josef Spatt. Zu diesem Ergebnis kamen beispielsweise bereits 2013 Forscher der Universität Bochum.
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Dem Thema widmet sich auch ein Beitrag in Wissen aktuell: 4.8., 13:55 Uhr.
Je sportlicher, desto besser. Allerdings gilt: Schon wer langfristig pro Woche ungefähr zehn Kilometer zu Fuß geht, hat noch Jahre später ein größeres Hirnvolumen als Menschen, die sich nie viel bewegt haben, so eine Studie der Universität Pittsburgh aus dem Jahr 2010. Es profitieren vor allem Gehirnregionen, die für das Einspeichern von neuen Informationen eine große Rolle spielen. „Das ist auch gleichzeitig der Teil des Gehirns, der zum Beispiel bei der Demenzform Alzheimertyp besonders stark betroffen ist“, erklärt Josef Spatt.
Draußen besser als Drinnen
Um sich körperlich fit zu halten, kann man natürlich auch ein Fitnessstudio besuchen. Für die psychische Gesundheit ist Bewegung in der freien Natur aber am besten, meint Josef Spatt. Denn in der Natur erleben wir uns als Teil eines größeren Ganzen, das kann beruhigen und zum Loslassen anregen. Das Wahrnehmen von Farben und Geräuschen im Grünraum kann von den Ängsten und Sorgen im Alltag befreien.
Ziellosigkeit kann effektiv sein
Um das Gehirn auf diese Weise zu „durchlüften“, reicht ein Spaziergang. Manchmal ist er sogar hilfreicher als eine anstrengende Mountainbiketour oder ein zielgerichtetes Lauftraining, meint Josef Spatt „Dieses eher zweckfreie, einfach das Machen nur der Freude halber und nicht um ein Ziel zu erreichen ist etwas, das für unsere Psyche sehr notwendig und wichtig ist.“
Der Mensch sei letztendlich geprägt durch eine Zeit, in der er als Jäger und Sammler in der Savanne herumstreifte – und das Gehen ist seit Jahrtausenden eine der natürlichsten menschlichen Bewegungen, vor allem das ziellose Umherstreifen. „Dieses Gehen mit ständig neuen Eindrücken, die aber gleichzeitig in nicht allzu großer Geschwindigkeit auf uns zukommen, das ist etwas für uns Menschen sehr angemessenes“, meint Josef Spatt. Er verordnet seinen Patienten mit beginnender Alzheimer-Erkrankung oder auch Depressionen und Angststörungen immer auch Bewegung im Freien.