Eine Kundgebung gegen die Covid-19-Ma§nahmen der Bundesregierung am Samstag, 6. März 2021
APA/HERBERT PFARRHOFER
APA/HERBERT PFARRHOFER
Coronavirus

Vor allem Frauen und höher Gebildete protestieren

Die Protestbewegung gegen die Coronavirus-Maßnahmen der Regierung ist laut einer neuen Studie von drei Gruppen besonders geprägt: von Frauen, Freiberuflern und Menschen mit hohem Bildungsabschluss.

Die Untersuchung stammt von der Forschungswerkstatt Corona-Proteste, einer Kooperation von der Universität Wien und der Sigmund Freud Privat-Universität. 64,1 Prozent der im Rahmen der Studie Befragten waren Frauen, 33,6 Prozent haben einen Studienabschluss, 27,6 Prozent BHS- oder AHS-Abschlüsse, 33 Prozent sind freiberuflich bzw. selbstständig beschäftigt.

Deutlicher FPÖ-Überhang

Das politische Profil der Protestierenden setzt sich demnach überwiegend aus drei Lagern zusammen: 30,2 Prozent der Befragten gaben an, bei der letzten Nationalratswahl die FPÖ, 20,5 Prozent die Grünen und 20,2 Prozent die ÖVP gewählt zu haben. Nach der künftigen Wahlentscheidung gefragt, zeichnet sich ein deutlicher Ruck nach rechts ab: 56,7 Prozent würden demnach die FPÖ wählen.

Im Hinblick auf die in der Bewegung geteilten Einstellungen wird deutlich, dass die von der Bundesregierung verhängten Maßnahmen fast einhellig abgelehnt werden: Diese seien willkürlich (93,2 Prozent) und überwiegend unwirksam (93,2 Prozent), zudem herrscht die Meinung, dass die Regierung unnötig Angst schüre (99,6 Prozent) und das Coronavirus nicht gefährlicher als eine herkömmliche Grippe sei (78,6 Prozent).

Verschwörungstheorien, Esoterik …

Weit verbreitet sind ferner Verschwörungsnarrative beispielsweise rund um die Regierung, die das Coronavirus zur Kontrolle und Überwachung der Bevölkerung ausnutze (89,1 Prozent) sowie esoterisches Denken: 67,9 Prozent der Befragten stimmen etwa der Aussage zu, dass die natürlichen Selbstheilungskräfte ausreichend seien, um das Coronavirus zu bekämpfen. Schließlich findet das populistische Klagen über eine Regierung, die der Bevölkerung die Wahrheit verschweige (84,7 Prozent) und das Volk bevormunde (97,3 Prozent) unter den Befragten weite Verbreitung.

… und Antisemitismus

Hinsichtlich rechtsautoritären Denkens streut das Antwortverhalten der Befragten hingegen stärker: Dass zu viel Rücksicht auf Minderheiten genommen werde, denken 26,1 Prozent (bei 35,6 Prozent teilweiser Zustimmung), und 19,4 Prozent der Befragten fühlen sich „wegen der vielen Muslime“ manchmal fremd im eigenen Land (27,6 Prozent stimmen teilweise zu). Expliziter Antisemitismus wird von 16,2 Prozent der Befragten vertreten und weitere 24,5 Prozent sind immerhin teilweise der Ansicht, dass der Einfluss der Juden auf die Politik auch heute noch zu groß sei.

Quantitative und qualitative Studie

Die Forschungswerkstatt verknüpfte eine bereits abgeschlossene quantitative Untersuchung mit noch laufenden qualitativen Interviews und Protestbeobachtungen. Angesicht der teils heftigen Diskussionen über die Legitimität, die gesundheitspolitischen Konsequenzen, die Gewaltbereitschaft, aber auch über das Verhältnis der Bewegung zu Verschwörungsnarrativen und zum Rechtsextremismus wollten die Forscherinnen und Forscher mit ihrer Studie mehr Klarheit über die Zusammensetzung der Teilnehmer und ihre Einstellungsmuster schaffen. Ein erster Bericht dazu wurde am Mittwoch vorgelegt.