Überschwemmung in China, Menschen waten durch Hochwasser
AFP – NOEL CELIS
AFP – NOEL CELIS
Klimaerwärmung

Immer mehr Menschen von Hochwasser bedroht

Mit der Klimaerwärmung erhöht sich auch das Risiko von Überschwemmungen. Immer mehr Menschen können laut einer neuen Studie davon betroffen sein. Seit 2000 hat sich ihr zufolge die Anzahl von Personen, die in Hochwasser-Risikogebieten leben, um knapp ein Viertel erhöht.

„Überschwemmungen treffen mehr Menschen als alle anderen Naturkatastrophen und verhindern die nachhaltige Entwicklung betroffener Gebiete“, heißt es in einer Studie, die soeben im Fachmagazin „Nature“ veröffentlicht wurde. Umso wichtiger sei eine möglichst genaue Erfassung von Hochwasserrisiken. Daher kombinierte ein Team um die Geografin Beth Tellman von der Columbia University in New York hochpräzise Satellitenaufnahmen mit Bevölkerungsdaten betroffener Hochwassergebiete.

Knapp 13.000 Satellitenbilder analysiert

Daraus entstand die „Global Flood Database“ – nach Eigenangaben die bisher größte und genaueste Überschwemmungsdatenbank der Welt. Detaillierte Informationen über 913 große Hochwasser, die zwischen 2000 und 2018 auftraten, wurden darin gesammelt und können nun jederzeit online abgerufen werden – darunter auch zehn aus Österreich. Im Gegensatz zu früheren Erhebungen sei die neue Datenbank nicht von zum Teil sehr unsicheren Schätzungen abhängig, sondern könne sich auf Daten von knapp 13.000 Sattelitenaufnahmen beziehen.

Für jedes Hochwasser analysierten die Forscherinnen und Forschern neben den Aufnahmen auch georäumliche Datensätze der Bevölkerungsdichte. Dabei kamen sie zu dem Ergebnis, dass im Untersuchungszeitraum zwischen 255 und 290 Millionen Menschen mit den Folgen von Hochwassern zu kämpfen hatten. Die von Überschwemmungen betroffene Fläche betrug rund 2,2 Millionen Quadratkilometer. Die meisten Hochwasser seien durch starke Regenfälle ausgelöst worden, gefolgt von tropischen Stürmen, Eis- und Schneeschmelzen sowie Dammbrüchen.

Bevölkerungswachstum in Risikogebieten besonders groß

Zwischen 2000 und 2015 war das Bevölkerungswachstum in überflutungsgefährdeten Gebieten außerdem größer als in anderen Bereichen. So wuchs in dem Zeitraum die Weltbevölkerung insgesamt um etwa 18,6 Prozent, in Flutgebieten hingegen um bis zu 34 Prozent.

Der Zuwachs ist laut dem US-Forscherteam zum Teil darauf zurückzuführen, dass immer mehr Personen aufgrund des dortigen Wirtschaftswachstums in Risikogebiete ziehen würden. Demnach siedelten sich im Untersuchungszeitraum 60 bis 80 Millionen Personen neu in Gebieten an, in denen zumindest ein Hochwasserereignis verzeichnet worden war.

Insgesamt sei es seit der Jahrtausendwende so zu einem 20- bis 24-prozentigen Anstieg des weltweiten Bevölkerungsanteils gekommen, der manchmal Hochwasserfolgen ausgesetzt ist. Ein Wert, der zehn Mal höher ist als Überschwemmungsmodelle zwischen 1970 und 2010 prognostiziert haben.

Klimaerwärmung, Demografie und Bodenversiegelung

Die Forscherinnen und Forscher gehen davon aus, dass sich dieser Trend bis 2030 noch verstärken wird. Sie berechneten, dass im Jahr 2010 etwa 580 Millionen Menschen einem Jahrhunderthochwasser ausgesetzt waren. Bis 2030 werde sich diese Zahl auf 758 Millionen Personen erhöhen. Weitere knapp 180 Millionen Menschen könnten bis 2030 mit Hochwasserfolgen zu kämpfen haben, prognostizieren Tellman und ihr Team.

Insbesondere für 57 Länder vermuten sie einen erheblichen Anstieg des Bevölkerungsanteils, der Überschwemmungen ausgesetzt sein wird – unter anderem in Nordamerika, Zentralasien und Zentralafrika. Als Gründe geben sie neben den Folgen von Klimaerwärmung und demografischen Veränderungen auch die zunehmende Versiegelung der Böden an.

„Mit der ‚Global Flood Database‘ kann die Genauigkeit globaler und lokaler Überschwemmungsmodelle verbessert werden, was auch zu einem besseren Verständnis über den Zusammenhang von Klima, versiegelten Böden und Überschwemmungen führt“, so Beth Tellman.